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Bundesligen: Wie die Volleyball Bundesliga weiterwachsen will

07.10.2024 • Bundesligen Autor: Dietmar Wenck 154 Ansichten

Vor einem Jahr wurde die Volleyball Bundesliga (VBL) um vier Vereine erweitert: ASV Dachau, BADEN VOLLEYS SSC Karlsruhe, FT 1844 Freiburg und VC Bitterfeld-Wolfen.

Das ambitionierte Projekt hat die Spannung und die Attraktivität der Liga gesteigert und wie erhofft haben sich die Klubs etabliert, alle haben die Saison gut gemeistert. Doch was sagen die Beteiligten, war es richtig, dass die VBL diesen Schritt gewagt hat?

BR Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand sieht den eingeschlagenen Weg positiv: "Ich glaube, dass die Erweiterung an mehreren Stellen Vorteile gebracht hat", sagt er, "wir schaffen eine gewisse Breite. Besonders an Standorten, die durchaus kapitalträchtig sind, wie in Freiburg oder Karlsruhe. Sie haben das Zeug, sich mit der entsprechenden Infrastruktur zu entwickeln." Damit die Zukunft der Liga nicht nur aus Lüneburg, Düren, Friedrichshafen und Berlin bestehe, "sondern dass sich aus diesem Kreis der eine oder andere vielleicht unter die ersten Sechs schieben kann".

Das Gelingen des Projektes und die Weiterentwicklung der Aufsteiger ist für alle Beteiligten enorm wichtig. "Wir sind die letzten Jahre mit rasantem Tempo vorangekommen", sagt Niroomand, "wir haben zweimal die Hürde geschafft, durchschnittlich 5000 Zuschauer pro Heimspiel zu begrüßen. Natürlich streben wir mir mit unserem Ehrgeiz irgendwann die 5500 an und danach vielleicht die 6000." Dies sei aber nur möglich, wenn die Konkurrenzsituation zunehme: "Wir brauchen eine starke Liga. In dem Moment, wo es richtig spannend wird, sind wir auch in der Lage, innerhalb einer Woche die Max-Schmeling-Halle vollzubekommen."

Im ersten Jahr der Erweiterung hat den Neulingen eines sicher geholfen: Sie konnten zwar die Topteams nur sehr selten ärgern (wie der ASV Dachau beim 3:2 gegen die BR Volleys), aber es hat plötzlich ein halbes Dutzend Mannschaften mit vergleichbarer Qualität in der Liga gespielt. Nimmt man noch den TSV Haching München und die Energiequelle Netzhoppers KW hinzu, "ist ein zusätzlicher Wettbewerb unter denen entstanden", wie der Berliner Geschäftsführer erklärt. "Wenn du eine Verlierertruppe hast, die in jedem Spiel untergeht, entwickelst du keinen Standort. Nun haben es sogar zwei in die Playoffs geschafft." So sei für die Neuen eine Saison mit positiven Momenten entstanden. Und das "ist wichtig für die Spieler, für den Verein, für den Standort, für die Sponsoren und Unterstützer. Ich habe das Gefühl, dass alle wollen. Keiner sagt, es geht nicht voran. Alle sind motiviert weiterzumachen."

Niroomand sieht einen weiteren positiven Aspekt der Erweiterung, bei dem er den Deutschen Volleyball-Verband in die Pflicht nimmt - gerade nach dem Highlight der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen. "Dass man jetzt eine Liga hat mit vielen Plätzen, die besetzt werden müssen, ist ein riesiges Potenzial und eine große Möglichkeit für die Entwicklung von Nachwuchsspielern. Das muss man systematisch betreiben, in guter, enger Zusammenarbeit mit den Vereinen. So dass beide Interessen berücksichtigt sind, die der Vereine und die langfristigen Bestrebungen einer Spielerentwicklung für den DVV."

Realistisch ist das indes nur, wenn die Vereine der Bundesliga, nicht nur die vier Neuen, auch vorankommen. "Da muss die VBL wichtige Standort-Entwicklungsarbeit leisten", fordert deshalb Niroomand, "wenn wir schon die Anforderungen für die Lizenzierung nach unten ziehen, darf nicht auf der Stelle getreten werden." Denn man müsse auch die andere Seite sehen: "Wenn wir fünf, sechs solcher Spiele mit recht großem Leistungsunterschied im Volleyballtempel haben, ist das für uns ein Verlustgeschäft. Deshalb ist es unser Wunsch, dass diese Mannschaften so schnell wie möglich sportlich zulegen."

Julia Retzlaff wünscht sich das auch. Sie ist VBL-Geschäftsführerin und unter anderem zuständig für Vereinsentwicklung sowie das Projektmanagement 1. Bundesliga. Auf die Frage nach der ersten Saison der vier neuen Klubs antwortet sie: "Wir sind sehr zufrieden." Zwei Aspekte spielten dabei eine Rolle, das Sportliche und das Wirtschaftliche. "Offensichtlich haben die Klubs die Liga sportlich bereichert, es gab viele spannende Spiele. Bitterfeld-Wolfen und Karlsruhe waren sogar in den Playoffs. Und wirtschaftlich haben alle vier die Saison mit einer schwarzen Null abgeschlossen."  

Bei den Kriterien für die Lizenzerteilung war die Liga in einigen Bereichen großzügig, in anderen nicht. Spieltage auch unter der Woche waren Pflicht, genau wie der Einbau eines mobilen Hallenbodens, "da unser Produkt nach erster Liga aussehen soll". Retzlaff nennt das ein "ganz entscheidendes Werkzeug" - niemand will mehr eine Schulturnhallen-Atmosphäre sehen, wo viele bunte Striche vom Handball, Basketball und Volleyball ihren Platz haben. Dritter Punkt war ein Produktions-Setup für das Streaming. "Das muss Erstligastandard haben. Wir haben Medienpartner, wo wir unser Produkt verkaufen." Bei allen anderen Themen "können wir Abstriche machen. Dazu gehört die Halle. Sollen die Klubs erst mal in ihrer Zweitligahalle weiterspielen und sich trotzdem weiterentwickeln als Erstligist." Bestes Beispiel sei Lüneburg, sagt sie, dort wurde acht Jahre in einer alten Halle gespielt. "Das heißt nicht, dass es Stillstand geben soll. Aber erst mal ist eine große Einstiegshürde weg."

Und die Liga will ja wachsen - vernünftig, auf finanziell gesunder Basis. "Im wirtschaftlichen Lizenzierungsprozess haben wir eine besonders enge Begleitung", stellt Retzlaff klar, "der Fokus bei den Neuen ist ein anderer als bei den etablierten Klubs. Es gibt bestimmte Dinge, die müssen passen, sonst gibt es keine Lizenz. Das gilt allerdings für alle." Sportliche Absteiger wird es auch in der Ende September beginnenden Saison nicht geben, erst wieder, so ist der Plan, am Ende der Spielzeit 2025/26. Ziel sei danach, sagt Retzlaff, "dass irgendwann der Druck von anderen Zweitligisten so groß wird, dass wir jedes Jahr einen Auf- und einen Absteiger haben. Dass eine Durchmischung kommt, dass die Klubs sich entwickeln müssen, weil sie wissen, sonst kommt der nächste von unten und ich bin raus." Erstliga-Aspiranten gebe es, heißester Anwärter sind die Barock Volleys MTV Ludwigsburg. Weitere Gesprächspartner sind der TV Bühl und der TV Rottenburg, die bereits viele Jahre zum Oberhaus zählten und sich derzeit neu formieren. Auch zum Kieler TV und dem SV Warnemünde besteht Kontakt, "nur so richtig konkret wird es nicht".

Zunächst einmal geht es für die aktuellen Erstligisten darum, Fortschritte zu erzielen - wie für den VC Bitterfeld-Wolfen, der am 30. Oktober in die Max-Schmeling-Halle kommt. "Dass sich der Klub jetzt einen Geschäftsführer leistet, ist ein ganz wichtiger Schritt in die Professionalität", lobt Julia Retzlaff. Der Mann heißt Lukas Thielemann, ist 27 Jahre jung und war vergangene Saison noch Cheftrainer des Teams, das zehn seiner 22 Ligaspiele gewann und überraschend auf Rang 7 ins Ziel kam. "Damit waren wir total zufrieden. Es war ja für uns eine absolute Wundertüte", gesteht er, "wir wussten nicht so recht, wie sich die direkten Konkurrenten aufstellen." Doch die größere Erkenntnis für ihn und den Verein war: "Wir haben gelernt, wie viel Arbeit das ist, in der Bundesliga zu sein. Wir sind strukturell und organisatorisch an unsere Grenzen gekommen."

Bisher hatte fast alles auf ehrenamtlichen Schultern gelastet. Doch die Aufgaben wuchsen. "Das hat unser Gesamtgefüge ins Wanken gebracht. Manche Aufgaben haben wir schlicht nicht geschafft." Relativ früh stand fest: Thielemann sollte der erste Hauptamtliche in der Geschäftsstelle werden. Seit April laufen bei ihm alle Fäden zusammen. Dazu wurde ein hauptamtlicher Jugendtrainer als Verstärkung geholt. "Wir haben jetzt mehr Manpower für den Bundesliga- und Spielbetrieb", sagt Thielemann, "wir haben unseren Vizepräsidenten, der sehr viele Aufgaben übernimmt, und drei weitere Mitarbeiter, alle auf Teilzeit. Vergangene Saison haben wir das sportlich gut gemacht und müssen jetzt organisatorisch nachziehen. Da sind wir auf einem besseren Weg."

Der Erfolg: Finanziell ist der Klub sorgenfrei, was die kommende Saison betrifft. Nun will Thielemann den Etat, der sich nach dem Aufstieg auf über 400.000 Euro verdoppelt hat, weiter steigern. "Das ist der große Baustein, den wir jetzt angehen. Aber es ist schon schwierig, in Bitterfeld-Wolfen auf Bundesliganiveau zu kommen." Die Sachsen-Anhaltiner spielen in der kleinsten Halle der Liga, der 400 Zuschauern Platz bietenden Bernsteinhalle - im Nachbarort Friedersdorf. Eine größere Spielstätte könnte gebaut werden, die Finanzierung steht, nur nicht für den Betrieb der Arena. Deshalb zögern die Politiker der Stadt, die rund 40.000 Einwohner hat.

"Unsere jetzige Halle ist strukturell unser größtes Problem", berichtet der junge Geschäftsführer, "aber auch an den Trainingsmöglichkeiten hapert es, wir brauchen viel bessere Bedingungen, um uns in der Bundesliga behaupten zu können. Das sind die Faktoren, die uns das Leben hier schwer machen." Die vorliegenden, fertigen Pläne orientieren sich an der Arena in Lüneburg für rund 3000 Zuschauer. "Wir wollen keine Zwischenlösung, sondern eine Halle, die alle Anforderungen der VBL erfüllt." Wenn es irgendwann drauf hinauslaufe, die Bundesliga-Träume zu beenden oder die Stadt zu wechseln, würde Thielemann auch diese Option in Betracht ziehen. In Dessau, Leipzig, Spergau oder in Halle an der Saale gäbe es Alternativen.

Thielemann würde am liebsten in Bitterfeld-Wolfen bleiben, aber genauso gern in der Bundesliga. "Es kommt langsam an in der Region, wo wir spielen, dass wir uns dort gut geschlagen haben. Jetzt geht es für uns darum, größere Partner zu finden. Da sind wir dran." Es ist dieser Optimismus und Tatendrang an den Standorten, der auch die Liga zuversichtlich stimmt. Ob es bald sogar 14 Teams gibt? "Das ist im Bereich des Realistischen, setzt allerdings voraus, dass alle, die jetzt oben sind, stabil bleiben. Das bleibt eine Aufgabe", sagt Julia Retzlaff. "Momentan stehen alle gut da und haben auch vernünftig gewirtschaftet. Die Chancen waren in den letzten Jahren nie so gut wie heute", glaubt sie. Warum eigentlich nicht? In Lüneburg oder Giesen hätten vor zehn Jahren auch die Wenigsten geglaubt, dass dort 2024 die CEV Champions League Station machen würde. Und doch ist es so gekommen.

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