Die deutsche Volleyball-Bundesliga (VBL) gilt als eine der stärksten Ligen Europas - doch wie schlägt sie sich wirklich im internationalen Vergleich? Während italienische Teams Millionengehälter zahlen und polnische Clubs vor ausverkauften Arenen spielen, kämpft die VBL um ihre Position in der europäischen Volleyball-Hierarchie. Ein detaillierter Blick auf Spielstärke, Finanzen und internationale Erfolge zeigt, wo die deutschen Teams wirklich stehen.
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Die aktuelle Situation der Volleyball-Bundesliga
Die Saison 2024/25 präsentiert sich in der VBL mit besonderen Vorzeichen. Insgesamt 89 Mannschaften stellen sich den sportlichen Herausforderungen, wobei allein 1.060 Begegnungen in der Hauptrunde ausgetragen werden - mehr als je zuvor. Bei den Männern startet die Liga mit 13 Teams (inklusive VC Olympia Berlin mit Sonderspielrecht), während die Frauen-Bundesliga mit neun Mannschaften antritt. Eine Besonderheit: In der Saison 2024/25 gibt es in beiden ersten Ligen keine Absteiger.
Die deutschen Spitzenteams wie Berlin Recycling Volleys, VfB Friedrichshafen bei den Männern oder Allianz MTV Stuttgart und SSC Palmberg Schwerin bei den Frauen prägen das nationale Geschehen. Doch der Blick über die Grenzen zeigt: International haben es deutsche Teams zunehmend schwer.
Italien: Die SuperLega als Nonplusultra
Die italienische SuperLega gilt unbestritten als stärkste Volleyball-Liga der Welt. Seit den 1980er Jahren ziehen die italienischen Clubs die weltbesten Spieler an und setzen damit Maßstäbe. Mit zwölf Teams in der Saison 2024/25 ist die Liga kompakt, aber hochkarätig besetzt.
Finanzielle Dimensionen: Während in der VBL Stammspielern Gehälter zwischen 2.000 und 3.000 Euro brutto monatlich gezahlt werden (plus Wohnung und Auto), bewegen sich die italienischen Clubs in anderen Sphären. Top-Stars wie Paola Egonu verdienen geschätzte 800.000 Euro pro Jahr inklusive Boni. Die männlichen Spitzenspieler erreichen ähnliche Dimensionen. Teams wie Sir Safety Perugia, Cucine Lube Civitanova oder Itas Trentino verfügen über Budgets, von denen deutsche Vereine nur träumen können.
Spielerisches Niveau: Die Qualität zeigt sich nicht nur in den Gehältern. Italienische Teams dominieren regelmäßig die Champions League. Die taktische Raffinesse, gepaart mit individueller Klasse, macht die SuperLega zum Maßstab für modernes Volleyball. Wer die aktuellen Spielstatistiken der europäischen Topligen verfolgt, erkennt die Dominanz italienischer Spieler in nahezu allen relevanten Kategorien.
Polen: Die PlusLiga als Publikumsmagnet
Die polnische PlusLiga hat sich zu einer der attraktivsten Ligen Europas entwickelt. Mit 16 Teams in der Saison 2024/25 ist sie größer als die deutsche Bundesliga und genießt eine enorme Popularität.
Zuschauerkulisse: Während deutsche Teams oft vor 2.000 bis 3.000 Zuschauern spielen, sind in Polen regelmäßig 5.000 bis 10.000 Fans in den Hallen. Die Volleyball-Begeisterung ist Teil der nationalen Sportkultur. Teams wie Bogdanka LUK Lublin, der aktuelle Meister, oder Aluron CMC Warta Zawiercie spielen vor fantastischen Kulissen.
Internationale Erfolge: Polnische Teams sind in der Champions League regelmäßig in den Endrunden vertreten. Die Liga profitiert auch von der starken polnischen Nationalmannschaft, die zu den Weltbesten gehört. Diese Erfolge verstärken die Attraktivität für Sponsoren und internationale Spieler. Ein Johannes Tille wechselte nicht umsonst von der VBL nach Polen zu Indykpol AZS Olsztyn.
Finanzielle Realitäten: Der große Unterschied
Die finanziellen Unterschiede zwischen den Ligen sind eklatant. Während deutsche Nationalspieler wie Georg Grozer in Russland eine halbe Million Dollar pro Jahr verdienten, müssen sich VBL-Spieler mit deutlich weniger zufriedengeben. In der deutschen Liga verdienen gute Spieler in international aktiven Vereinen zwischen 30.000 und 35.000 Euro netto pro Jahr, absolute Topspieler kommen auf bis zu 60.000 Euro pro Saison.
Im Vergleich dazu: Der kubanische Star Wilfredo Leon verdiente bei Zenit Kazan 1,4 Millionen Dollar jährlich. Tijana Bo?kovi? soll beim türkischen Club Eczac?basi sogar 2,5 Millionen Euro pro Saison kassieren. Diese Summen sind für deutsche Vereine schlicht nicht darstellbar.
Champions League: Der Gradmesser der Stärke
Die Teilnahme an der Champions League offenbart die wirtschaftlichen Zwänge deutscher Teams. Das Preisgeld ist mit wenigen tausend Euro pro Runde marginal, während Reisekosten, Unterkunft und zusätzliche Ausgaben wie das Challenge-System (Anschaffungskosten bis 150.000 Euro) die Budgets belasten. Es ist primär ein Prestigewettbewerb, bei dem deutsche Teams oft aus wirtschaftlichen Gründen verzichten, obwohl sie sich sportlich qualifizieren.
Wettquoten als Indikator der Spielstärke
Ein interessanter Gradmesser für die internationale Einschätzung der Ligen sind die Wettquoten. Wer sich für die objektive Bewertung der Spielstärke interessiert und die besten Volleyball-Analysen sucht, findet in der besten App für Sportwetten detaillierte Statistiken und Live-Quoten zu allen wichtigen Ligen.
Die Quoten zeigen deutlich: Italienische und polnische Teams werden bei internationalen Begegnungen meist als Favoriten gehandelt. Deutsche Teams gelten oft als Außenseiter, was sich in höheren Quoten widerspiegelt. Bei Champions League-Begegnungen zwischen deutschen und italienischen Teams liegt die Quote für einen deutschen Sieg oft bei 3.0 oder höher - ein klares Zeichen für die Einschätzung der Buchmacher.
Strukturelle Herausforderungen der VBL
Die deutsche Volleyball-Bundesliga kämpft mit mehreren strukturellen Problemen:
Mediale Präsenz: Während SPORT1 regelmäßig Spiele im Free-TV zeigt und Dyn die restlichen Partien streamt, fehlt die breite mediale Aufmerksamkeit. Im Vergleich zu Italien oder Polen, wo Volleyball zur Prime Time läuft, ist die Sportart in Deutschland ein Nischenprogramm. Die Entwicklung der TV-Quoten für verschiedene Sportarten zeigt deutlich die Herausforderungen für Randsportarten im deutschen Fernsehen.
Nachwuchsarbeit: Deutschland verfügt über eine solide Nachwuchsstruktur, verliert aber regelmäßig Talente an finanzstärkere Ligen. Der Weg führt oft über die zweite Bundesliga in die erste Liga, doch sobald sich Spieler etabliert haben, locken ausländische Angebote.
Sponsoring: Die Sponsorenlandschaft in Deutschland ist überschaubar. Während italienische Teams von großen Unternehmen unterstützt werden und polnische Clubs von der enormen Popularität profitieren, müssen deutsche Vereine oft mit regionalen Partnern auskommen.
Positive Entwicklungen und Chancen
Trotz der Herausforderungen gibt es positive Ansätze:
Qualität der Liga: Die VBL bietet attraktiven Volleyball auf hohem Niveau. Die Hauptrunde mit Hin- und Rückspiel plus Playoffs sorgt für Spannung über die gesamte Saison. Mit Vereinen wie den Berlin Recycling Volleys hat Deutschland Teams, die international konkurrenzfähig sind.
Internationale Spieler: Immer wieder gelingt es deutschen Vereinen, hochkarätige internationale Spieler zu verpflichten. Diese bringen nicht nur Qualität, sondern auch internationale Aufmerksamkeit in die Liga.
Digitalisierung: Die VBL setzt verstärkt auf digitale Angebote. Streaming-Dienste und moderne Präsentationsformen sprechen jüngere Zielgruppen an. Die Zusammenarbeit mit Dyn als Streaming-Partner ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Der Transfermarkt als Spiegel der Verhältnisse
Die Transferbewegungen der Saison 2024/25 zeigen die Realität: Während internationale Top-Spieler zwischen den großen Ligen in Italien, Polen, Russland (vor den Sanktionen) und der Türkei wechseln, muss sich die VBL oft mit Spielern aus der zweiten Reihe begnügen. Die wenigen deutschen Topspieler wie Georg Grozer spielen im Ausland, wo sie das Vielfache verdienen können.
Ein Beispiel: Als die SVG Lüneburg auf die Verletzung von Shane Holdaway reagieren musste, verpflichtete man mit Jackson Howe einen Ersatz - sicher ein guter Spieler, aber kein internationaler Star. Solche pragmatischen Lösungen prägen den deutschen Volleyball-Alltag.
Fazit: Qualität trotz finanzieller Grenzen
Die deutsche Volleyball-Bundesliga ist und bleibt eine der besseren Ligen Europas - aber eben nicht die beste. Im direkten Vergleich mit der italienischen SuperLega oder der polnischen PlusLiga zeigen sich deutliche Unterschiede in Finanzkraft, medialer Präsenz und internationaler Strahlkraft.
Die VBL punktet mit einer ausgeglichenen Liga, in der mehrere Teams um den Titel kämpfen können. Die Qualität des Spiels ist hoch, die Organisation professionell. Doch ohne deutlich höhere Investitionen wird es schwer, den Abstand zu den Top-Ligen zu verringern.
Für Volleyball-Fans in Deutschland bedeutet das: Sie sehen weiterhin attraktiven Sport auf gutem Niveau, müssen aber akzeptieren, dass die ganz großen Stars woanders spielen. Die Hoffnung liegt in einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Liga, besserer Vermarktung und vielleicht dem einen oder anderen internationalen Erfolg, der neue Impulse setzen könnte.
Bis dahin bleibt die VBL das, was sie ist: Eine solide, gut organisierte Liga im europäischen Mittelfeld, die ihren Fans spannenden Volleyball bietet, aber im internationalen Vergleich ihre Grenzen kennt. Und vielleicht ist genau das der Charme der deutschen Volleyball-Bundesliga - authentischer Sport ohne Millionen-Wahnsinn, aber mit viel Herzblut und Leidenschaft.
