Das Runde muss ins Eckige. Was beim beliebtesten Sport der Deutschen zwar zutrifft ist beim Volleyball zwar etwas anders, doch die steigende Popularität lässt sich tatsächlich mit dem Fußballsport vergleichen. Seit der Olympia Qualifikation 2023 und der Beach-EM 2022 steigt das Interesse an Volleyball jährlich - vor allem bei Jugendlichen.
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Sportsender haben es längst verstanden, dass neben Fußball auch Volleyball mittlerweile Höchstquoten erzielt. Auf Sendern wie Sport1 und ARD/ZDF Mediatheken gehört Volleyball zu den beliebtesten Sportsendungen überhaupt, doch warum überhaupt und was macht Volleyball so interessant?
Tiktok & Instagram, statt Sportschau
Während Fußball einen immer-währenden Hype darstellt sehnt sich die Bevölkerung längst nach einer Alternative für das Dauerprogramm aus FIFA und Co. Gerade auf Social Media Plattformen lassen sich hier Highlights schnellstmöglich teilen und spannend in Szene setzen. Beim Volleyball gibt es Clips, die dadurch Millionen von Menschen erreicht haben - eine Entwicklung, die das heimische Sportbewusstsein prägt und auf neue Gedanken bringt.
Dabei haben auch Wettbegeisterte die Sportwelt des Volleyballs auf dem Schirm. Mithilfe von Twitch, sportdeutschland.tv und anderen Plattformen lassen sich Volleyball-Spiele deutschlandweit ins eigene Wohnzimmer holen. Mehr und mehr Wett-Anbieter entdecken so das Potenzial auch kleinerer Ligen für Sportwetten, mit Fokus auf Nachwuchsspiele, Beachturniere, oder regionale Cups. Dabei umgehen auch viele, die heimischen Sperren des Rechtsstaates rund um die Wett-Büros, was beispielsweise Wetten ohne Oasis möglich macht.
Nachwuchsförderung mal anders
Vollends angekommen ist der Ballsport so zwar noch nicht, aber dennoch darf man die Entwicklung positiv wahrnehmen. 15 Bundesstützpunkte koordinieren die Ausbildung der hiesigen Top-Talente gemeinsam mit den Landesverbänden. Dabei ist es auch wichtig Schule & Sport zu einen. In eigenen Sportschulen in Berlin, oder Frankfurt setzt man auf duale Laufbahnen mit hohem Trainingsvolumen. Das ist auch wichtig für die Zukunft des Volleyballsports, denn es ist kein Geheimnis, dass die Drop-out-Raten mit 16 bis 18 Jahren erheblich sind. Noch immer ist der Verdienst im Volleyballsport nicht hoch genug, um sich den vollen Fokus darauf leisten zu können und Schuldruck, fehlende Perspektive und Überlastung führen gerade junge Sportbegeisterte weg vom Sport, hin zur Karriere. Dabei wäre es ein wichtiger Ansatz über diese Trennung hinwegzusetzen und auch Volleyball als Karriereziel zu etablieren. Hier schneidet sich Deutschland aber bereits selbst ins Fleisch. Während es in Sachsen beispielsweise leistungsfähige Strukturen gibt, hinkt man im Westen noch hinterher. Die Nachwuchsförderung von Frauen ist dabei oft sogar professioneller organisiert, als bei Jungs - paradoxerweise trotz geringerer Medienpräsenz.
Vom Volleyballsport leben?
Der Bund selbst unterstützt die DVV Talentförderung mit mehreren Millionen jährlich, doch es fehlt an einer sinnvollen, regionalen Verteilung. Die Konsequenz: Während einige hohe Budgets verwalten sind andere klassische Selbstversorger und müssen sich selbst überlegen, wie ein Fortbestand möglich ist. Potenzielle Talente orientieren sich daher schnell im Ausland, wie beispielsweise in Italien, oder Polen. Dort ist eine Profikarriere realistischer als in Deutschland selbst. Parallel dazu gibt es den Trend, dass viele Indoor-Volleyballbegeisterte sich während ihrer Karriere für den Sand entscheiden. Dazu gehören Beachvolleyball-Talente wie Carla Borger, oder Sven Winter. Gerade im Sommer ist Beachvolleyball ein absolutes Muss für jeden Strand-Urlauber. Aufnahmen davon und persönliche Erlebnisse sind der perfekte Nährboden für heimischen Nachwuchs.
Was braucht es für die Zukunft?
Definitiv kann es nie genug Sichtbarkeit im Fernsehen geben. Ohne mediale Präsenz gibt es auch kein Boom, dabei sind viele Jugendturniere noch immer lediglich lokal sichtbar. Inspiration und Talente-Förderung muss Hand in Hand gehen: Immer mehr zeigt sich, dass gerade ein früher Kontakt mit Profistrukturen der absolute Gamechanger sein kann, wenn es um Nachwuchsförderung geht. U14-Talente, die mit Bundesliga-Coaches trainieren sind sowohl motivierter, als auch leistungsstärker, als andere, welche diese Möglichkeit nicht nutzen, oder nutzen können.
Sind wir daher am Ende, oder erleben wir erst einen Frühling rund um den Volleyballsport? Wenn die heimische Szene die Herausforderung annimmt, die eigenen Prioritäten höhersetzt und auch strukturell nachzieht, dann ist eine positive Entwicklung definitiv absehbar. Dass heimische Talente sich unabhängig von Verbänden selbstständig eine Marke aufbauen müssen zeigt, welche Nachwuchsarbeit hier noch notwendig ist. Eine einmalige Investition reicht hier nicht, sondern Volleyball muss und soll langfristig etabliert werden.
Dementsprechend sind wir gespannt auf die nächsten Jahre und freuen uns, dass gerade bei Jugendlichen der Sport immer mehr und mehr Menschen begeistert.