Wenn am 11. Oktober um 17:15 Uhr bei den Ladies in Black Aachen der erste Ballwechsel der neuen Erstliga-Saison der Frauen gespielt wird, trifft Kontinuität auf Aufbruch: Etablierte Teams greifen erneut an und neue Herausfordererinnen wollen sich im Oberhaus behaupten. Die Saison 2025/26 verspricht Spannung mit drei mutmaßlichen Titelanwärterinnen, drei Neulingen und einer breiten, unberechenbaren Mitte. Fans können die Spiele der 1. Bundesliga Frauen wieder bei Dyn und SPORT1 live erleben.
Bereits am ersten Wochenende stehen spannende Begegnungen an. Aachen empfängt in einem Klassiker den VC Wiesbaden. In Erfurt trifft das Team von Neu-Trainer Pablo Sanchez auf Aufsteiger Binder Blaubären TSV Flacht, während die ETV Hamburger Volksbank Volleys, ebenfalls neu in der Liga, gleich den Playoff-Halbfinalisten Allianz MTV Stuttgart herausfordern. Am Sonntag hat der dritte Neuling, die Skurios Volleys Borken, den VfB Suhl LOTTO Thüringen zu Gast und der USC Münster tritt gegen Meister SSC Palmberg Schwerin an.
Ein erfahrenes Trio streitet um den Titel
Der Titelverteidiger SSC Palmberg Schwerin geht als Gejagter ins Rennen. Florian Völker, Geschäftsführer von Schwarz-Weiß Erfurt, bringt den allgemeinen Konsens hinsichtlich der Favoritenrolle auf den Punkt: "Ich denke, der amtierende Meister Schwerin geht erneut als Favorit ins Rennen. Die Abgänge konnten gut kompensiert werden, sodass das Team weiterhin sehr stark aufgestellt ist. Dahinter sehe ich mit Stuttgart und Dresden die gewohnten Verfolger - ich erwarte einen spannenden Dreikampf an der Spitze."
Nach Jahren des Anlaufens fand das Team im vergangenen Frühjahr zurück auf den Meisterthron. "Es ist nicht einfach, Favorit oder Mitfavorit zu sein, weil damit automatisch ein hoher Erwartungsdruck verbunden ist", sagt Außenangreiferin Anne Hölzig, "aber es ist ein Privileg." Cheftrainer Felix Koslowski formuliert es noch klarer: "Vermutlich treten wir in 90 Prozent aller Spiele als Favorit an. Das spornt nicht nur uns an, sondern natürlich auch unsere Gegner, denn den amtierenden Meister zu schlagen, ist immer ein besonderer Anreiz. Unser Anspruch bleibt unverändert: Wir wollen in allen ausstehenden nationalen Wettbewerben ganz vorne mitspielen."
Doch die Konkurrenz schläft nicht. Der Dresdner SC, aktueller Pokalsieger, hat dem SSC den ersten nationalen Titel bereits entrissen. Am vergangenen Samstag gewann das Team von Trainer Alexander Waibl den WT Energiesysteme Supercup 2025 in der heimischen Margon-Arena mit 3:1. Ein Ausrufezeichen hinsichtlich Meisterschaft und Zoi DVV-Pokalfinale ist damit gesetzt. DSC-Libera Patricia Nestler verrät das Erfolgsrezept bei schwierigen Spielen: "Ich glaube, dass der Schlüssel ist, immer bei sich zu bleiben und sich nicht zu stark vom Gegner beeinflussen zu lassen und zu probieren, seinen besten Volleyball zu spielen."
Dresden blickt mit einem noch jüngeren Kader im Vergleich zur Vorsaison auf eine Spielzeit voller Entwicklungsmöglichkeiten. "Acht Neuverpflichtungen, das bietet enormes Potenzial", sagt Chefcoach Waibl. Wie groß das Potenzial tatsächlich ist, hat der DSC beim WT Energiesysteme Supercup 2025 nun schon einmal eindrucksvoll bewiesen.
Ähnlich ist die Situation des Vorjahres-Dritten Allianz MTV Stuttgart, wo mit dem Abgang von Stars wie Krystal Rivers, Maria Segura Palleres und Roosa Koskelo ein neues Kapitel beginnt. "Wir läuten ein neues Zeitalter bei Allianz MTV Stuttgart ein und wollen mit den neuen Spielerinnen und jungen Talenten eine neue Geschichte schreiben", sagt Cheftrainer Konstantin Bitter. "Wir möchten natürlich wieder so viele Spiele in dieser Saison gewinnen wie möglich, sind uns aber auch bewusst, dass ein Umbruch einiges mit sich bringt. Wir möchten die Spielerinnen weiterbringen, menschlich wie sportlich", beschreibt Bitter die Entwicklungsziele des Clubs, der weiter mit dem Slogan "Stuttgarts schönster Sport" wirbt.
Große Verfolgergruppe drängt nach vorn und will überraschen
Hinter dem Spitzentrio drängen ambitionierte Teams nach. In Erfurt formt der neue Cheftrainer Pablo Sanchez eine Mannschaft, die "Krieger" sein will. "Wir sind ein junges und hungriges Team mit viel Talent und Spielerinnen, die Fähigkeiten mitbringen, um ein gutes Level zu zeigen. Wir arbeiten jeden Tag auf harte und kluge Weise daran, dass wir viele unterschiedliche, kreative und neue Lösungen haben für die verschiedenen Situationen, denen wir begegnen müssen während der Saison." Der VC Wiesbaden präsentiert sich mit fast komplett neuem Kader und jugendlicher Größe: "Wir sind jung, groß und hungrig", fasst Trainer Tigin Yaglioglu zusammen.
Der USC Münster wiederum bleibt seiner Linie treu: Nachwuchsförderung, Integration und Identifikation. "Wir konnten mit dem Niederländer Jurre Nawijn wieder einen hauptamtlichen Nachwuchstrainer verpflichten, um die Nachwuchsarbeit beim USC Münster wieder voranzutreiben. Der Austausch mit Matthias Pack und Jack Payne ist rege und produktiv, sodass der USC wieder Strukturen schafft, um auch zukünftig Spielerinnen aus der eigenen Jugend in der 1. Bundesliga zu etablieren", so Ralph Bergmann, sportlicher Leiter des USC Münster.
Der VfB Suhl LOTTO Thüringen, Playoff-Halbfinalist der vergangenen Saison, und die Ladies in Black Aachen, zuletzt ebenfalls Playoff-Teilnehmer, sind die weiteren Konstanten im Mittelfeld - eingespielt, erfahren und gerade in eigener Halle vor teils frenetischer Kulisse nur schwer zu besiegen. Die bereits über Jahre hinweg tätige Trainerin Mareike Hindriksen in Aachen und ihr Pendant Laszlo Hollosy in Suhl stehen für Kontinuität in einem Sport, in dem Umbrüche nicht selten sind.
"Interessant wird sein, welche Teams dem Favoritentrio nachfolgend die größte Konkurrenz bilden können. Neben Vorjahreshalbfinalist Suhl versuchen sicherlich alle etablierten Erstligisten in diese Sphäre vorzustoßen", ist sich Hindriksen, die neben Kanadierin Kacey Jost und fünf deutschen Spielerinnen auf Akteurinnen aus sechs weiteren europäischen Ländern setzt, sicher.
Aufsteiger starten durch und wollen sich beweisen
Drei neue Namen mischen in dieser Saison das Oberhaus auf. Drei Vereine, die unterschiedlicher kaum sein könnten und doch das gleiche Ziel verfolgen: ankommen, lernen und vielleicht auch überraschen.
Bei den Skurios Volley Borken blickt man mit Realismus und Leidenschaft auf die neue Herausforderung. Pressesprecher Thomas Hacker bringt die Ausgangslage auf den Punkt: "Nichts ist unmöglich und die vergangene Saison hat uns das eindrucksvoll gezeigt. Jeder einzelne Erfolg war nur möglich, weil alle Spielerinnen sich mit Herz und voller Leidenschaft in den Dienst des Teams gestellt haben." Der Aufstieg war das Ergebnis jahrelanger Arbeit, doch die Verantwortlichen verlieren den Boden nicht unter den Füßen. "Sportlich betrachtet würde ein Meister der 2. Bundesliga Pro in der 1. Bundesliga vermutlich auf Platz zehn landen", sagt Hacker. "Das mag zunächst ernüchternd wirken, ist aber realistisch." Die Erfahrungen aus dem Aufstieg 2013/14 in die 2. Bundesliga Nord und zehn Jahre später in die neu gegründete 2. Bundesliga Pro haben Borken gezeigt, dass ein neues sportliches Kapitel lohnenswert ist.
Mit großer Euphorie starten die Binder Blaubären TV Flacht in ihre erste Bundesliga-Saison. "Die Heimspiele werden gigantisch, denn die Halle wird vermutlich immer voll sein und unsere Fans werden die Mannschaft tragen", schwärmt Teammanager Michael Kaiser. Der Run auf Dauerkarten und Tickets zeigt, wie sehr die Region hinter ihrem Team steht. Besonders heiß ersehnt sind die Derbys gegen den großen Nachbarn Stuttgart, sportlich wie emotional ein Höhepunkt der Saison. "Unsere Fans und der gesamte Verein freuen sich schon riesig auf die beiden Spiele", sagt Kaiser. Flacht weiß um seine Außenseiterrolle, will aber mit Energie, Lernbereitschaft und Fan-Power überraschen.
Auch Hamburg betritt mit den ETV Hamburger Volksbank Volleys Neuland und das mit klaren Zielen. Mittelblockerin Anni Hartig beschreibt den Ansatz nüchtern und ambitioniert zugleich: "Wir sind als einer der Blockaufsteiger in einer klaren Position: Wir wollen gut mithalten, wollen ?ankommen? und immer unser Bestes geben." Der Blick bleibt dabei nach vorn gerichtet. Als bestes Aufsteigerteam will man die Saison beenden, vielleicht sogar für den ein oder anderen verblüffenden Moment sorgen. "Insgeheim darf es natürlich auch gegen etablierte Bundesligateams die ein oder andere Überraschung geben", ergänzt Hartig.
Die junge Liga
Auffällig ist in diesem Jahr der große Anteil an jungen Spielerinnen in der 1. Bundesliga Frauen. Fast überall setzen Vereine auf heimische Talente oder junge Kräfte aus dem Ausland. Wiesbaden und Erfurt beschreiben sich selbst als "jung und hungrig", auch Stuttgart startet mit einem verjüngten Kader. In Dresden ist die Nachwuchsarbeit längst mehr als ein begleitendes Element, sie ist Teil der Identität. "Die Nachwuchsförderung ist ein wichtiger Teil unserer Vereinsphilosophie und Club-DNA", erklärt Geschäftsführerin Sandra Zimmermann.
"Fresh und motivated", sieht auch Ladies-Coach Hindriksen ihr Team. "Wir sind ein neu zusammengestelltes, sehr junges Team und sicherlich nicht - bis auf Einzelspielerinnen - mit der größten Bundesligaerfahrung, aber dafür absolut ?motivated' in jedem Training und mit dem Start der Punktspiele in jeder Partie alles zu geben, um möglichst viele Siege einfahren zu können." Beim amtierenden Meister SSC Palmberg Schwerin ist die Verjüngung des Teams nicht nur sichtbar, sondern auch gewollt. "Unser aktuelles Durchschnittsalter liegt bei nur 22,5 Jahren", sagt Geschäftsführer Thomas Otter und man hört dabei eher Stolz als Sorge. "In dem Maße, wie es der Ligabetrieb zulässt, versuchen wir viele Schnittpunkte zwischen Profis und Hauptverein zu schaffen", erklärt Ralph Bergmann vom USC Münster.
Nachwuchsspielerinnen erhalten mehr Chancen, Strukturen werden professioneller, die Durchlässigkeit wächst.
Trotz Konkurrenz gemeinsam für den Volleyball
In Wiesbaden ist man bereit für die neue Saison, Druck verspürt man wenig: "Pressure is a Privilege. In beiden Situationen. Wir wollen die entsprechende Rolle annehmen, die Situation genießen und immer alles geben", verspricht Cheftrainer Tigin Yaglioglu. Borken fühlt sich, begleitet von Ex-Beach-Olympiasiegerin Kira Walkenhorst als neue Co-Trainerin, "sportlich gut aufgestellt und zusätzlich motiviert" und Hamburg fiebert in jeder Woche dem "Mottotraining" entgegen. "Wir stecken viel Liebe zum Detail in die Kostüme, in denen dann trainiert wird. Gemeinsames Lachen hellt den Trainingsalltag im oft grauen Hamburg auf", berichtet Kapitänin Zoe Konjer. Die Binder Blaubären TSV Flacht erwarten sich von ihrer Premierensaison vor allem Entwicklung und Lerneffekte. "Wir gehen die Saison voller Demut an und haben nichts zu verlieren. Wir wollen viel und schnell lernen und uns als Mannschaft und in der Organisation stetig weiterentwickeln", so Michael Kaiser.
So unterschiedlich die Wege, Ziele und Möglichkeiten auch sind, alle eint die Leidenschaft für denselben Sport. Oder, wie es Ralph Bergmann vom USC Münster so treffend formuliert: "Natürlich ist es menschlich, dass man mit manchen besser zurechtkommt als mit anderen. Aber im Grunde sehen wir uns als Teil einer großen Volleyball-Familie. Uns alle verbindet das Ziel, Volleyball weiterzuentwickeln und diesen begeisternden, dynamischen Sport noch stärker in den Fokus zu rücken."
Auch in dieser Saison ist Dyn, Medienpartner der Volleyball Bundesliga, wieder hautnah dabei. Alle Spiele, alle Highlights und alle Hintergründe gibt es live und on demand. SPORT1 wird ausgewählte Spiele wie bereits in der Vorsaison im Free-TV zeigen.
Ab dem 11. Oktober heißt es dann: Aufschlag für die neue Bundesliga-Saison. Eine Spielzeit, die mit jedem Punkt nicht nur Ergebnisse liefert, sondern neue Kapitel schreibt, bis sich im Frühjahr der Meister 2025/26 in die Geschichtsbücher eintragen darf.


