Zum letzten Mal darf man in Neuwied Bundesliga-Volleyball genießen - und noch einmal tritt der Nachbar VC Wiesbaden zum Derby im Oberhaus an.
2.000 Zuschauer wie in Stuttgart werden es nicht, aber noch einmal soll sich das RWG füllen. (Foto: Jens Körner, Stuttgart)
Für die Zuschauer gibt es gute Gründe, am 20.01. um 19 Uhr in der RWG-Sporthalle zu sein.
Zum einen gibt es einen attraktiven Gegner aus dem Mittelfeld. Die Derbys in Neuwied oder Wiesbaden waren stets von Freundschaft und gegenseitiger Sympathie geprägt, das bessere Ende war dabei stets auf Wiesbadener Seite. Die Mannschaft von Benedikt Frank rangiert derzeit auf dem 6. Tabellenplatz und ist bemüht, die Ausgangsposition für die Zwischenrunde zu verbessern. Zudem sind die Kurstädterinnen stark im Europapokal beschäftigt, derzeit findet die dritte Runde statt. Nach einem 3:0 bei PAOK Thessaloniki findet am Mittwoch vor ausverkaufter Arena am Platz der Deutschen Einheit das Rückspiel statt. Dem fortgesetzten 3 Tages-Rhythmus und zusätzlichen Reisestress scheint man derzeit etwas Tribut zu zollen: Am Sonntagnachmittag musste man sich in heimischer Halle doch sehr deutlich mit 0:3 dem SC Potsdam geschlagen geben.
Im Wiesbadener Aufgebot findet sich eine Ehemalige der Deichstadtvolleys. Diese hatte zu Zweitligazeiten in Neuwied debütiert, am Aufstieg großen Anteil und ist nach dem ersten Bundesligajahr zum Nachbarn Wiesbaden gewechselt. Dort ist sie zu einer der effizientesten Mittelblockerinnen der Liga gereift: Rachel Joy Anderson. Die sympathische Amerikanerin freut sich auf Neuwied: "Es ist immer was Besonderes, wieder nach Neuwied zu kommen und im RWG zu spielen. Ich hatte dort mein erstes Match und meine erste Saison in der 2.Liga in Deutschland - und ich bin am Samstag da, um dann mit Wiesbaden zum letzten Mal in Neuwied aufzuschlagen." erinnert sie sich und kommt damit auf den Abschied zu sprechen. "Natürlich ist das ein trauriger Moment für Neuwied und für mich. Aber was Neuwied in diesen drei Jahren geleistet hat, ist wirklich beachtlich. Das liegt an der Arbeit der Clubmitglieder und aller Personen, die immer für die Mannschaft da gewesen sind. Besonders an die familiäre Atmosphäre erinnere ich mich sehr gerne und in Neuwied habe ich neue Freunde gefunden. Ich bin für die 2 Jahre bei den Deichstadtvolleys sehr dankbar und behalte Neuwied in bester Erinnerung".
Ob umgekehrt die Volleyballfreunde des Mittelrheins die Bemühungen des Neuwieder Nachwuchskonzepts in bester Erinnerung behalten werden, wird sich zeigen. Nach der Zuschauerflaute im Herbst hat sich seit Ende Dezember ein neu zusammengesetztes Publikum gefunden. Verstärkt jüngere Menschen, dazu Familien mit Kindern, genossen in den letzten Wochen das couragierte Spiel der jungen Deichstädterinnen - und das unabhängig vom Ergebnis. Es wäre eine schöne Geste gegenüber dem Team, wenn sich die Neuwieder aller Couleur und Sportarten am Samstag einfinden, um die Mannschaft anzufeuern und mit viel Applaus zu feiern. Dem tragen die Organisatoren ebenfalls Rechnung: einmal mehr soll der Sportabend zum Event werden, dazu ist eine Verlosung mit attraktiven Preisen geplant.
Nach dem Spiel besteht im Foyer und auf der Tribüne bei Getränken und Currywurst Gelegenheit zur Plauderei mit Spielerinnen und dem Betreuerteam - ein sicher emotionales Ereignis in der nicht nur von Rachel Anderson geschätzten familiären Atmosphäre.
Das Ya?lio?lu-Team hatte sich im Dezember vorgenommen, sportlich "erhobenes Hauptes" aus der Liga zu gehen, was bei allen personellen Schwierigkeiten und den verbliebenen acht Stammspielerinnen bisher gut gelungen ist. Carla Fuchs und Kristin vom Schemm werden am Samstagabend wieder zur Verfügung stehen - da die Regionalligaspielerinnen der Mittelrheinvolleys zeitgleich im Saarland spielen, wird Jugendspielerin Finja Kurtz (BSV Ostbevern, 2.Bundesliga Nord) die Deichstadtvolleys in Neuwied und dann auch auswärts unterstützen. Denn nach der Abschiedspartie gegen die Wiesbadener Freunde treten die Deichstadtvolleys noch zweimal auswärts an: Die letzte Bundesligawoche führt am 24.01. nach Dresden und am 27.01. nach Münster, wo das Abenteuer 1. Bundesliga endgültig endet.