Duelle zwischen den Volleyballern des FC Schüttorf 09 und den Münster Volleys sind immer etwas Besonderes. Denn angesichts der Entfernungen in der 2. Bundesliga haben die Spiele Derby-Charakter. Wenn sich beide Mannschaften am Sonntag (16 Uhr) in der Vechtehalle gegenüberstehen, hat die Begegnung für die Neu-Schüttorfer Luca Brirup und Raphael Döring aber noch einmal eine andere Dimension.
Raphael Döring war in der letzten Saison noch Trainer bei den Münster Volleys (Foto: Hinnerk Schröer)
Denn der Mittelblocker und der Außenangreifer wohnen nicht nur beide in Münster, für sie ist es auch ein Wiedersehen mit ihrem Heimatverein.
Bei Döring kommt noch eine Extra-Note hinzu. Denn der Routinier war in der Vorsaison sogar für sechs Monate Trainer des Teams aus dem Vorort Gievenbeck. Als Coach Udo Jeschke mitten in der Saison von seinem Amt zurücktrat, kamen die Verantwortlichen auf Döring zu, der als langjähriger Erstliga-Profi im In- und Ausland über große Erfahrung auf hohem Niveau verfügt. Allerdings als Spieler. "Ich habe noch gar keinen Trainerschein. Und mein persönlicher Plan sah eigentlich anders aus. Aber wir haben es im Team dann gut hinbekommen", sagt der 40-Jährige, der die Münsteraner zusammen mit Fred Nagel, der jetzt als Spielertrainer bei den Volleys fungiert, zum Klassenerhalt führte.
Im Sommer nahm seine Karriere, die zuvor bereits von vielen Wendungen geprägt war, mit dem Wechsel zum FC 09 dann noch eine unerwartete Abzweigung. Für die war Schüttorfs Trainer Daniel Gorski verantwortlich. "Daniel hat mich angerufen und mich mit seinem Konzept überzeugt. Auch wenn mir die Entscheidung, die Jungs in Gievenbeck zu verlassen, wirklich nicht leicht gefallen ist", sagt Döring, der in Münster als Pädagoge arbeitet. Ihn reizte die Möglichkeit, mit dem FC 09 noch ein Mal ganz oben anzugreifen. "Ich habe den Volleyball in Schüttorf natürlich schon lange verfolgt und immer viel Gutes über den Verein gehört. Auch Daniel schätze ich als Trainer und Mensch sehr. Bei mir ist der Ehrgeiz auf jeden Fall wieder richtig geweckt", betont Döring, den auch die Reform in der 2. Liga zusätzlich anspornt.
Schließlich wird in dieser Saison zwischen den besten vier Teams der Nord- und Südstaffel zum ersten Mal ein Gesamtmeister ermittelt. Mit sieben Siegen aus den ersten sieben Spielen sind die Schüttorfer voll auf Playoff-Kurs. Auch wenn Döring wegen einer hartnäckigen Corona-Infektion bislang noch nicht so einen Beitrag leisten konnte, wie erhofft. Seit zwei Wochen ist er aber wieder voll im Training, sodass er rechtzeitig zum Derby seinem Leistungsniveau immer näher kommt.
Sein großes Talent wurde bereits früh sichtbar. Als Jugendspieler des USC Münster erhielt er bereits als 16-Jähriger erste Angebote aus der 1. Bundesliga. Zwei Jahre später wagte er dann den Schritt zum damaligen deutschen Vizemeister nach Düren. Der war allerdings noch zu groß. "Ich kam aus dem behüteten Münster und wurde dann von der Kälte und dem Druck in einer Profi-Mannschaft überrascht. Ich war wohl einfach noch nicht so weit", blickt Döring rund 20 Jahre zurück. Nach einer zwischenzeitlichen Rückkehr in die Domstadt lief es im zweiten Anlauf aber rund. Acht Jahre war Döring, der in der Volleyballwelt unter dem seinem Familiennamen Möllers bekannter ist, anschließend in Deutschland, Finnland und Österreich als Profi am Ball. Mit dem finnischen Klub Etta Oulu international sogar bis in den Europapokal.
Danach sagte er dem Leistungssport mit bis zu zehn Trainingseinheiten in der Woche allerdings über mehrere Jahre ade: "Ich hatte viele gute Jahre, dann aber das Gefühl, es ist gut gewesen." Das Volleyball-Feuer in ihm entfachte dann ein Traineramt beim Oberligisten BW Aasee neu, sodass er mit 38 Jahren in Gievenbeck wieder in den Zweitligakader einstieg. "Ich habe wieder richtig Blut geleckt. Wenn mein Körper mitmacht, will ich noch drei bis vier Jahre auf dem Niveau spielen", sagt der dreifache Vater, der dabei auch den Rückhalt seiner neuen Partnerin hervorhebt: "Ohne ihre Unterstützung könnte ich das alles gar nicht machen."
Die Vorfreude auf das Spiel gegen Münster am Sonntag ist groß: "Natürlich ist das ein besonderes Spiel für mich. Etwas anderes zu behaupten, wäre Quatsch", sagt Döring, der aber keinen Zweifel an seiner Motivation lässt: "Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen. Aber wenn das Spiel angepfiffen ist, geht's darum zu gewinnen."


