Das war alles andere als ein Traumstart in die Weltmeisterschaft und drohte sogar zu einem Alptraum zu werden. Nach einem vor allem in der Deutlichkeit enttäuschenden 0:3 gegen Bulgarien war die deutsche Mannschaft gegen Außenseiter Chile unter Druck, bloß keinen Satz abzugeben, um nicht schon auf Schützenhilfe angewiesen zu sein und gewann mühsam 3:0.
Auch dieser wenig überzeugende Auftritt machte klar, dass in allen Belangen eine weitere Steigerung nötig ist. Stunden später schlugen dann die starken Bulgaren auch Slowenien (3:2), gegen das nun am Mittwoch (17 Uhr) zum Abschluss der Gruppenphase ein DVV-Sieg auf jeden Fall den Vorstoß ins Achtelfinale bringen würde.
Unabhängig davon gab es die ersten dicken Überraschungen gleich zum Turnierauftakt: das 1:3 von Kuba gegen Portugal und noch mehr Japans 0:3 gegen Türkei - Japan verlor danach auch gegen Kanada 0:3, womit der bisherige Weltranglisten-5. sensationell schon gescheitert ist. Bei Kanada kam SVG-Rückkehrer Jesse Elser in beiden bisherigen Spielen zu Teileinsätzen, Jackson Howe blieb noch außen vor. Der dritte WM-Fahrer der LüneHünen, Ethan Champlin, war beim 3:0 der USA Topscorer mit 17 Punkten und spielte auch beim 3:0 gegen Portugal (10 Punkte) alle drei Sätze.
11 Satzbälle reichen nicht zum 1:0 gegen Bulgarien
Gleich beim ersten Auftritt stellten Kapitän Georg Grozer & Co. die Fans auf eine harte Nervenprobe, verloren beim 0:3 (38:40, 22:25, 20:25) gegen Bulgarien den Eingangssatz dramatisch und schließlich das so wichtige erste Match. Der Oldie fand nur im Block und Aufschlag (je 3 Punkte) zu seiner Form und räumte hinterher selbstkritisch ein: "Das war nicht mein Tag." Nach gelungenem Beginn geriet das DVV-Team zur Mitte deutlich ins Hintertreffen, was zunächst auch zwei schnelle Auszeiten hintereinander (10:14, 11:17) nicht änderten.
Doch dann ging ein Ruck durch die Mannschaft, 6 Punkte in Serie brachten den 17:17-Gleichstand - der schnell wieder verspielt war (17:19). Beim 22:23 schlug Aufschlag-Joker Tim Peter ein Ass und noch ein Service mit Wirkung, nach dem Grozer auf 24:23 stellte. Und dann begann ein Schlagabtausch mit Satzbällen zuhauf hüben und drüben mit packenden Ballwechseln, bei dem Bulgarien schließlich das bessere Ende für sich hatte. Überragend schon in dieser Phase: die Brüder Nikolov. Außenangreifer Aleksandar kam bereits in diesem Satz auf 15 Punkte (am Ende 28), sein drei Jahre jüngerer, erst 18-jähriger Bruder Simeon setzte nicht nur ihn und seine Nebenleute als Zuspieler überragend ein, sondern steuerte auch noch 9 Punkte (7 Angriffe, 2 Asse) selbst bei.
Nach dem verlorenen 1. Durchgang mit 11 Satzbällen versuchten die Deutschen zwar alles, um die Wende zu erzwingen und Bundestrainer Michal Winiarski nahm immer wieder Personalwechsel vor. Doch alle Änderungen blieben letztlich ein Strohfeuer. Insgesamt war die Angriffsquote zu dürftig, wirklich effektiv ging es nur schnell über die Mitte mit Anton Brehme und Tobias Krick. Auf den Außenpositionen war immer wieder der bulgarische Block zur Stelle oder die Feldabwehr und der Libero kratzten die Bälle vom Boden. Satz 2 blieb dennoch knapp bis zum Ende (6:6, 13:15, 21:23), in Abschnitt 3 sorgte ein verspielter 4:1-Vorsprung (4:5) früh für einen Knackpunkt (9:13, 16:20).
Es spielten und punkteten: Grozer (13), Brehme (11), Krick (10), Röhrs (9), Brand (8), Zimmermann (1) - Graven; eingewechselt: Torwie (1), Peter, Burggräf, John (1).
Gegen Chile Auf und Ab nach fulminantem Beginn
Im nächsten Match beim 3:0 (25:17, 25:23, 25:21) gegen Chile gab es nur eine Änderung in der Starting Six, Moritz Reichert rutschte für Tobias Brand hinein. Diese Mannschaft unterstrich gleich ihre Favoritenrolle und legte einen Eingangssatz ohne Fehl und Tadel hin, beginnend mit einem 6:1. Über 12:5 und 20:11 war das 1:0 schnell und problemlos eingetütet. Doch aus dem zu diesem Zeitpunkt vermeintlich besseren Trainingsspielchen wurde noch ein Zitterspiel, schließlich erhielt nur ein Sieg ohne Satzverlust die Hoffnung aufs Achtelfinale.
In Durchgang 2 erwischten die Mannen um Kapitän Grozer einen Fehlstart (5:8, 9:12) und hatten es letztlich vor allem dem Oldie zu verdanken, dass es keine Bauchlandung gab. Denn er drehte mal wieder richtig auf, sammelte hier 10 seiner insgesamt 19 Punkte, darunter den zur ersten Führung (19:18) und ein Ass zum 23:20. Am Ende hatte er eine gute Angriffsquote von mehr als 60% - ansonsten brachten die Angreifer den Ball selbst in guter Position zu selten auf den Boden.
Auch im 3. Abschnitt tat sich das deutsche Team schwer, startete erneut mit einem Rückstand (4:6), bekam erst nach der ersten Führung (10:9) das Geschehen wieder einigermaßen in den Griff (15:13, 19:17), ehe dann nach einer der guten Aufschlagserien von Brehme (auch ein Ass zum 20:18) noch einmal Röhrs zur Attacke blies. Der eingewechselte Peter servierte nun mit Wirkung, Röhrs nutzte Chiles Annahmeprobleme zum 23:21 und 24:21 und blockte abschließend zum Sieg.
Es spielten und punkteten: Grozer (19), Röhrs (13), Brehme (10), Krick (7), Reichert (7), Zimmermann (1) - Graven; eingewechselt: Peter.
Weiter spielten, Pool E (mit Deutschland): Slowenien - Chile 3:0, Slowenien - Bulgarien 2:3, Pool A: Philippinen - Tunesien 0:3, Iran - Ägypten 1:3, Pool B: Polen - Rumänien 3:0, Niederlande - Katar 3:1, Niederlande - Rumänien 3:0, Polen - Katar 3:0, Pool C: Argentinien - Finnland 3:2, Frankreich - Südkorea 3:0, Pool D: USA - Kolumbien 3:0, Kuba - Portugal 1:3, Kuba - Kolumbien 3:0, USA - Portugal 3:0, Pool F: Ukraine - Belgien 0:3, Italien - Algerien 3:0, Pool G: Kanada - Libyen 3:1, Japan - Türkei 0:3, Türkei - Libyen 3:1, Japan - Kanada 0:3, Pool H: Serbien - Tschechien 0:3, Brasilien - China 3:1. (hre)
