Die 2. Volleyball Bundesliga Frauen Nord startet in eine Saison voller neuer Gesichter und vertrauter Rivalitäten. Wenn am 20. September der Kampf um den Meistertitel beginnt, geht der SCU Emlichheim nach einer perfekten Saison als Titelverteidiger ins Rennen. Doch Kaderverstärkungen und ambitionierte Nachwuchsmannschaften, unter anderem die zweiten Teams dreier Erstligisten, versprechen einige Überraschungen.
Fragt man in der 2. Bundesliga Frauen Nord nach dem diesjährigen Titelkandidaten, ist die Antwort wenig überraschend. "Unser Saisonfavorit ist ganz klar der SCU Emlichheim, da sie auch letztes Jahr schon Meister geworden sind und eine perfekte Saison hingelegt haben. Vor diesem Gegner haben wir großen Respekt", sagt zum Beispiel Cloppenburgs Zuspielerin Jule Lampe. Ähnlich sieht es Ute Zahlten, Teammanagerin beim USC Münster II: "Für uns ist das SCU Emlichheim. Das Team hat im vergangenen Jahr die Liga dominiert. Klar: Sie hatten Abgänge und müssen sich neu formieren, aber mit Coach Axel Büring an der Seitenlinie bleibt Emlichheim eine echte Hausnummer."
Emlichheims Trainer Axel Büring betont, dass der Verein seiner Ausbildungsphilosophie treu bleibt: "Die Nachwuchsförderung ist unser Selbstverständnis. Wir treten immer mit Spielerinnen an, die mehrheitlich aus Emlichheim und der Region stammen. Das soll auch so bleiben." Mit Christin große Brüna und Pia Schweitzer rücken zwei Talente nach, während Führungsspielerinnen wie Jana-Franziska Poll und Pia Timmer nicht mehr dabei sind. Doch Büring bleibt gelassen: "Wichtig ist es, den Fokus auf die einfachen Dinge zu legen. Das hat uns auch in der letztjährigen Meistersaison enorm geholfen."
Vielerorts von hoher Bedeutung: Ausbildung mit Ambitionen
Die Zweitvertretung des USC Münster ist regelmäßig im Spitzenfeld zu finden. Teammanagerin Ute Zahlten erklärt: "Die Nachwuchsförderung spielt beim USC Münster eine zentrale Rolle - sie ist Teil unserer Identität und Zukunftssicherung." Gleichzeitig ist der sportliche Anspruch klar: "Wir wollen ins obere Tabellendrittel - das ist das sportliche Ziel." Personell gibt es eine Besonderheit: Der neue Trainer Nils Kaufmann kommt eigentlich aus dem Jugendbereich. "Wir haben die Lösung aus den eigenen Reihen gewählt - bewusst und mit Blick nach vorne", sagt Zahlten. Münster II steht damit für den Spagat zwischen Ausbildungsauftrag und sportlichem Ehrgeiz und profitiert davon, dass die besten Talente eine Perspektive bis in die 1. Bundesliga haben.
Ein ähnliches Modell verfolgen der Schweriner SC II und der SC Potsdam II, die beide ebenfalls über Erstligamannschaften verfügen. In Schwerin steht der Ausbildungscharakter des Kaders im Vordergrund. Teammanager Bernd Flörke beschreibt die Mannschaft in drei Worten: "Jung - alle gehen noch zur Schule und sind oft nicht volljährig. Zukunft - wir bereiten uns für größere Aufgaben vor. Spaß - Volleyball ist für uns ganz viel Spaß am Spiel." Sportlich ist das Ziel klar: "Wir wollen alle Favoriten besiegen, aber auch alle Nicht-Favoriten. Wir müssen in jedem Spiel bis zum Schluss fokussiert sein und 100 Prozent Leistung bringen."
Auch in Potsdam ist die Zweitvertretung ein klarer Ausbildungskanal. "Das Team des SC Potsdam II definiert sich über die Entwicklung seiner Talente. Ihnen soll über die Durchlässigkeit und sehr guten Bedingungen vor Ort die besten Voraussetzungen gegeben werden, um den Schritt in die höchste Spielklasse zu meistern", erklärt Stützpunkt-Trainer Björn Matthes. Da jedes Jahr Abiturientinnen das Team verlassen, verändert sich das Gesicht der Mannschaft regelmäßig: "Es bleibt alles anders!" Ziel ist ein Platz im gesicherten Mittelfeld mit dem klaren Fokus auf individuelle Entwicklung. So wird die 2. Bundesliga Nord auch in dieser Saison wieder zu einem Schaufenster für die Talente der Bundesligastandorte Münster, Schwerin und Potsdam.
Auch andere Teams verstehen sich in erster Linie als Ausbildungsvereine. So weist auch Cottbus-Trainer Philipp Eisenträger darauf hin: "Die Nachwuchsförderung steht bei uns im Vordergrund und wir wollen talentierten Spielerinnen ein optimales Umfeld geben." Linus Tepe, Teammanager beim RC Sorpesee, formuliert es augenzwinkernd: "Wenn wir nicht schon einen Vereinsnamen hätten, dann würden wir uns sicherlich ?Nachwuchsförderverein Sorpesee? nennen. Denn unsere DNA ist genau dies: die jungen Menschen im eigenen Ort und näherer Umgebung finden, ausbilden, qualifizieren, um sie in die Lizenzligen zu führen." Der VCO Münster ist als Bundesstützpunkt sogar per Definition ein Ausbildungsteam.
Neue Gesichter und frischer Wind
Vier Vereine sind neu in der 2. Bundesliga Nord und bringen frische Akzente. Die TUSA City Girls Düsseldorf treten erstmals in der zweithöchsten Spielklasse an und sehen sich selbst als energiegeladener Underdog. Kapitänin und Zuspielerin Julia Spiekermann beschreibt das Teamleitbild so: "Wir haben uns auf drei Worte geeinigt: High Energy, Fokus und Resilienz. Schlechte Phasen beziehungsweise starke Gegner werden sicherlich vorkommen. Wir möchten diese akzeptieren können und uns stattdessen auf eine gemeinsame Lösung konzentrieren." Headcoach Enno Schulz betont die sportliche und strukturelle Zielsetzung: "Wir wollen unser Spiel weiterentwickeln und unser Team auf dem Level 2. Bundesliga etablieren. Ein Platz im gesicherten Mittelfeld wäre insgesamt unser großes Ziel."
Auch der VC Osnabrück hat den Sprung in die 2. Liga geschafft und bringt eine spannende Mischung aus Talententwicklung und Teamspirit mit. Trainer Gunnar Kraus ist überzeugt: "Ich denke, dass Lotta Lorenz diese Saison ihren Durchbruch schaffen kann, weil sie sehr großes Potential besitzt. Wichtig sei vor allem, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren und diese in Drucksituationen auszuspielen. Und Spielerin Lisa Lammers ergänzt: "Nicht ohne Grund lautet unser Schlachtruf ?Yksi Kaksi - Sisu?. Das stammt aus dem Finnischen und steht für Mut, Stärke und Kampfgeist. Wir kämpfen alle füreinander, um jeden Punkt."
Der TV Cloppenburg ist dank einer Wildcard dabei und geht die neue Chance mit einer bemerkenswerten Mischung aus Demut und Euphorie an. "Trotz einer schwierigen vergangenen Saison starten wir nun in der 2. Volleyball Bundesliga Frauen Nord, eine riesige Chance, aus Rückschlägen zu lernen und neu anzugreifen", sagt Libera Lisa Walden. Auch Teamkollegin Tomma Hokema unterstreicht: "Unser sportliches Ziel ist in jedem Fall der Klassenerhalt ohne Zittern und damit zu beweisen, dass wir die Wildcard auch sportlich verdient haben." Besonders stolz ist das Team auf die Begeisterung der Fans: Mittelblockerin Maris Sandbote schwärmt: "Wir wollen unsere Halle zu Heimspielen rappelvoll bekommen und Cloppenburg zu einem großen Volleyball-Fan-Zentrum machen. Das wird wild!"
Der vierte Neuling ist der VC Olympia Münster, der mit einem Sonderspielrecht ausgestattet ist. Präsident Jürgen Aigner erklärt: "Als Bundesstützpunktteam steht für uns die Nachwuchsförderung natürlich an oberster Stelle." Im vergangenen Jahr sammelte die junge Mannschaft wichtige Erfahrungen in der 3. Liga, nun folgt der nächste Schritt: "Ihre Entwicklung lässt nun einen Einsatz in der 2. Liga zu." Auch die sportlichen Ziele sind klar auf individuelle Verbesserungen ausgerichtet: "Unser Anspruch ist es, jede einzelne unserer Spielerinnen besser zu machen."
Von Ambitionen und Bodenhaftung
Die SSF Bonn wollen nach ihrem Aufstieg im letzten Jahr in der Liga Fuß fassen. Trainer Robert Kroner formuliert es so: "Realistisch wollen wir eine solide Saison spielen und uns im Mittelfeld der Liga etablieren. Das wäre ein klares Zeichen für unsere Stabilität in der 2. Liga." Spielerin Ramona Gerke bringt die Mentalität auf den Punkt: "Unsere Mannschaft ist wild, hoch und zu. Wir sind wild, weil wir flexibel und experimentierfreudig sind. Außerdem sind unsere Blocks hoch und zu." Das Selbstverständnis zeigt sich auch im Saisonslogan: "bizepsvolleys - stabil in der 2. Liga". Der MTV 48 Hildesheim hat sich nach zwei Jahren in der Liga ambitioniertere Ziele gesetzt. "Nachdem wir uns seit dem Aufstieg stetig verbessert und stabilisiert haben, streben wir dieses Jahr einen Tabellenplatz im oberen Drittel an", erklären die Trainer Harald Thiele und Matthias Keller. Dafür wurde nicht nur der Kader verbreitert, sondern auch das Trainingspensum von drei auf fünf Einheiten erhöht. "Wir legen viel Wert auf eine gesunde Mischung aus erfahrenen und jüngeren Athletinnen, wobei die Älteren auch in die Trainingsbetreuung integriert werden."
Beim SV Energie Cottbus ist das Ziel bodenständig: "Der sportliche Klassenerhalt", sagt Trainer Philipp Eisenträger. Im vergangenen Jahr habe man "oft mitgehalten, jedoch in der Crunch-Time das Spiel nicht über die Ziellinie retten" können - nun soll das Team mental stärker auftreten. Teammanager Tepe aus Sorpesee erklärt: "Wir möchten wieder mitreißenden Volleyball im Sauerland auf hohem Niveau anbieten und damit Werbung für unseren Sport und unsere Region machen." Der sportliche Erfolg sei eng verbunden mit der Begeisterung der Fans, die regelmäßig viele Zuschauer in die Halle locken. Auch der BSV Ostbevern möchte die positive Entwicklung der letzten Jahre fortsetzen. Nach vier Abgängen im Sommer konnte Trainer Dominik Münch drei Rückkehrerinnen und Eigengewächse integrieren. "Wir sind familiär, eine Wundertüte - und wenn es läuft, für jede Überraschung gut", beschreibt Laura Kemper die Mannschaft. Ostbevern peilt einen Platz im gesicherten Mittelfeld an, weiß aber, dass die Mannschaft jeden Gegner fordern kann.
Trotz Emlichheim: Offener Schlagabtausch um die Meisterschaft erwartet
Auch wenn der SCU als klarer Saisonfavorit von nahezu allen Teams gehandelt wird, gibt es zumindest Stimmen, die nicht auf einen Durchmarsch tippen: "Vermutlich werden sie dieses Mal nicht ungeschlagen den Titel erlangen, da sich andere Teams wie zum Beispiel Hildesheim nochmal verstärkt haben", meint zum Beispiel Leon Albrecht, Teammanager vom VC Osnabrück. Björn Matthes wünscht sich: "Schön und spannend wäre es, wenn es die ein oder andere Überraschung geben würde."
Die SSF Bonn sehen zwar auch den SCU vorn, bringen aber einen anderen Namen ins Spiel: "Gespannt sind wir auf die Leistung von Düsseldorf." Und Cottbus-Coach Eisenträger lehnt sich sogar weit aus dem Fenster und widersetzt sich der allgemeinen Aussage: "USC Münster II ist auf jeden Fall eines der Top Teams. Die erfahrenen Damen zeigen jede Saison, dass sie auf diesem Niveau spielen können."
Linus Tepe bringt die Situation in der Liga in der Saison 2025/26 auf den Punkt: "Es hat sich in den Kadern aller Teams das eine oder andere getan. Insoweit: Schaun ma mal..." Geschaut werden können die Spiele ab dem 20. September dann nicht nur live in der Halle, sondern kostenfrei beim Streamingpartner Dyn Volleyball auf YouTube.
Alle Spiele der 2. Bundesliga Frauen Nord gibt es live bei: Dyn Volleyball


