Auf sportlicher und emotionaler Achterbahnfahrt war der VV Humann Essen am Doppel-Spieltag in der zweiten Bundesliga Nord unterwegs.

Nach zwei Tie-Break-Niederlagen schnell wieder aufstehen - enttäuschte Humänner am Boden (Foto: Lukas Brockmann)
Die Parallelen in beiden Auswärtspartien waren frappierend. Sowohl beim Tabellenzweiten TuS Mondorf als auch beim Schlusslicht VC Juniors Frankfurt gab es trotz 2:0-Führung und einiger Matchbälle jeweils ein 2:3.
Ohne Niklas Bach, Lucas Janscheidt, Chris Schäperklaus und Noah Voswinkel fehlten Humann am Wochenende einige Alternativen im Angriff. Dennoch gelang in Mondorf aus sicherer Annahme um Libero Tobias Schön durch Luc Lüftner und Massimo Ostuzzi ein fulminanter Start zum 19:11. Der erste Satz war mit 25:18 herausragend. Im zweiten Abschnitt steigerte Zuspieler Fynn Bach über schnelle Bälle sogar noch die Intensität. Jetzt punkteten vermehrt auch Lukas Prions sowie die Mittelblocker Tim Decker und Jonas Espelage. Vom 8:8 ging es über 16:13 zum überzeugend herausgespielten 25:18.
Satz drei dominierten die nun in der Abwehr verbesserten Mondorfer. Zudem leisteten die Gäste sich Eigenfehler. Auch zwei Auszeiten stoppten den Spielfluss über 10:15 und 13:20 zum 19:25 nicht. Im hochklassigen vierten Durchgang setzten zunächst Silber-MVP Ostuzzi, Prions und der eingewechselte Simon Schröder die Akzente zum 14:12. Ab 18:19 übernahm der TuS auch begünstigt durch zwei Netzroller die Führung und gab sie bis zum 23:25 nicht mehr ab.
Drama pur im Tie-Break, in dem Humann mit geschlossener Team-Leistung bis zum 10:7 Vorteile hatte. Die favorisierten Gastgeber um Gold-MVP Sebastian Dinges ließen sich jedoch nicht irritieren, wehrten vier Matchbälle ab und siegten 17:19.
Achtzehn Stunden später bei den VC Juniors gab der VVH nach 4:0-Führung zunehmend die Kontrolle ab und geriet gegen die in Annahme und Abwehr fast perfekten Frankfurter 21:23 in Rückstand. Mit etwas Glück reichte es so gerade zum 25:23. Im zweiten Satz hielt Essen eine 5:1-Führung immerhin bis zum 22:17. Der eingewechselte, aus Essen (!) stammende Arne Skreba egalisierte mit seinem Service zum 22:22. Wie schon in Satz eins verwandelte Schröder den Satzball zum 25:23 für den VVH.
Über starke Block-/Feldabwehr, organisiert von Libero und Silber-MVP Tim Dißmann, war Essen in Satz drei bis zum 15:11 auf dem Weg zum 3:0-Sieg. Nach einer Frankfurter Auszeit drehte erneut Skreba den Satz zum 16:18. Die Gäste verloren beim 21:25 den Faden. Auch zu Beginn des vierten Satzes vergaben die zeitweise konfusen Humänner mehrfach beste Angriffs-Chancen. Beim 13:12 kamen erstmals in dieser Saison der mit einer Doppellizenz ausgestattete Rückkehrer Tom Borchert vom VCO Berlin und Routinier Thomas Wojtczak aus der zweiten Mannschaft (Dritte Liga) zum Einsatz. Dem 18:19 folgte ein Espelage-Ass zum 23:21, das aber nicht reichte, um das 23:25 zu verhindern.
Im lange ausgeglichenen Entscheidungs-Satz bereiteten die Aufschläge von Gold-MVP Joris Backhaus dem VVH große Probleme. Zwar erholte sich Essen kämpferisch stark vom 11:14 und hatte seinerseits Matchball. Doch auch diese Chance wurde vergeben - 15:17.
Über insgesamt zehn Sätze fehlte VV Humann Essen die Konstanz, um aus beiden Partien mehr als zwei Zähler zu sammeln. Während der Ausgang in Mondorf trotz des verpassten Sieges als Überraschungserfolg zu werten ist, ließ man in Frankfurt sicher eingeplante Punkte im Kampf um den Klassenerhalt liegen. Trainer Christoph Bielecki hat jetzt die schwierige Aufgabe, sein Team auf das wegweisende Duell mit Münster einzustellen: "Wir sind ziemlich enttäuscht. Am Samstag hatten wir die Möglichkeit gegen ein absolutes Top Team der Liga zu gewinnen. Wir haben sie in den ersten beiden Sätzen auf dem falschen Fuß erwischt, selber aus dem Side Out hochprozentig gepunktet und dazu sehr gut in Block-Abwehr agiert. Im dritten Satz gab es einen leichten Spannungsabfall. Der vierte und fünfte Satz waren sehr umkämpft. Wir haben die Chancen nicht genutzt, um das Spiel zu entscheiden, davon vier Matchbälle. Vor dem Spiel hätten wir den Punkt unterschrieben, so ist es umso ärgerlicher. Sonntag sind wir nach dem knappen Spiel Samstag und der kurzen Regenerationszeit ordentlich reingekommen und 2:0 in Führung gegangen. Was danach passierte, ist relativ schwer zu beschreiben. Wir haben uns Stück für Stück die Butter vom Brot nehmen lassen und dann keinen Fuß mehr in die Tür bekommen. Erst am Ende von Satz fünf haben wir uns nochmal gegen die Niederlage gestemmt. Es hat trotzdem nicht gereicht. In beiden Spielen hat uns zum Schluss ein bisschen das Selbstvertrauen gefehlt. So bleibt leider eine sehr ernüchternde Ausbeute. Der erhoffte Befreiungsschlag ist ausgeblieben. Nun müssen wir trotzdem den Blick nach vorn richten. Auch Münster steckt im Abstiegskampf und hat aus dem Hinspiel sicherlich vor, einiges wiedergutzumachen."