Friedrichshafen - Zeit am Ball - Ballzeit: So lässt sich die neue Software am Bundesstützpunkt Volleyball in aller Kürze zusammenfassen. Die Zeit, die die Volley YoungStars beim Training und im Spiel am Ball verbringen, wertet die Software Balltime, zu deutsch Ballzeit, automatisch aus. Künstliche Intelligenz (KI) machts möglich.
Trainer Adrian Pfleghar (links) geht mit Henry Günther einzelne Trainingssequenzen durch (Foto: Gunthild Schulte-Hoppe)
Adrian Pfleghar, verantwortlicher Trainer am Bundesstützpunkt Friedrichshafen, hat jeden Nachwuchsspieler ganz genau im Blick, um zu sehen, wo Verbesserungspotenzial besteht. Dazu dienen seit langem Scoutingprogramme, mit denen sich sämtliche Spielzüge aufdröseln lassen. Dabei sitzt der Scout live am Spielfeldrand - oder Adrian Pfleghar schaut sich später die Videoaufnahmen an - und gibt jeden einzelnen Spielzug mittels vorgegebener Codes ein. "Ein Spiel nachträglich zu codieren dauert zwei bis drei Stunden", sagt Trainer Pfleghar.
Diese Arbeit nimmt ihm seit Kurzem "Balltime" ab, eine in den USA entwickelte Sofware. Kennengelernt hat Pfleghar das Programm bei Bundestrainer Nachwuchs Dominic von Känel, der es am Bundesstützpunkt Frankfurt ebenfalls einsetzt.
Das Besondere an Balltime: Das Programm arbeitet mit künstlicher Intelligenz, erkennt die Spieler an ihren Bewegungen und wertet das Spiel oder die Trainingseinheit selbständig aus. Dauer: ein bis zwei Stunden.
"KI ist in diesem Fall sehr sinnvoll und die Auswertungsmöglichkeiten sind riesig", findet Pfleghar. Beispielsweise kann der Trainer sich alle Angriffe eines bestimmten Spielers anzeigen lassen - samt Flugkurve und Geschwindigkeit des vorangegangenen Zuspiels. Zu jeder Spielszene kann er Notizen hinzufügen und diese online mit dem betreffenden Spieler oder der ganzen Mannschaft teilen. Sobald die Auswertung vorliegt, werden die Spieler automatisch benachrichtigt und können sich ihre Aktionen direkt anschauen.
"Ich muss nicht mehr das ganze Video anschauen, sondern kann mir gleich die Szenen ansehen, die mich betreffen", sagt Chris Oberglock. "Wenn zum Beispiel der Stemmschritt oder der Armzug nicht stimmt, sehe ich gleich, wo der Fehler ist."
Auch Felix Gudermuth weiß "Balltime" zu schätzen und nutzt das Videostudium beispielsweise, um seine Angriffsrichtung zu präzisieren. "Es hilft mir besser zu werden, weil ich genau sehe, was ich gemacht habe und was ich verändern muss", ist auch Henry Günther vom Programm überzeugt.
Während die Jungs zuhause ihre Videos anschauen können und sich teilweise Notizen dazu machen, nimmt sich Adrian Pfleghar bei nächster Gelegenheit in der Halle Zeit, um mit jedem einzelnen YoungStar bestimmte Videosequenzen zu besprechen. "Alle Jungs sind hier, um im Volleyball besser zu werden", sagt er. "Balltime" kann dazu einen Beitrag leisten.
Auch für die Außendarstellung des Vereins kann das Programm verwendet werden: per Knopfdruck lassen sich Filmausschnitte für die sozialen Medien zusammenschneiden.
"Wir sind ständig bemüht die Bedingungen am Bundesstützpunkt zu verbessern und haben dem Wunsch unserer Trainer, das Programm zu beschaffen sofort zugestimmt. Das ist eine Investition, die sich lohnt", versichert Stützpunktleiter Ralf Hoppe.