Der heiße Ritt durch den Wilden Westen (von Volleyball-Deutschland): Die Geschichte einer erfolgreichen Saison in der Dritten Liga für die Bizepsvolleys und dem Aufstieg in die 2. Volleyball Bundesliga.
Mit Zuversicht richten die Bizepsvolleys nach der 3. Liga Meisterschaft den Blick Richtung 2. Liga (Foto: Jörg Brodehl)
Es geschah am 17. Juli 2023: für die SSF Volleyballerinnen steht das erste Zoom-Meeting zum Start in die Saison mit dem neuen Headcoach Robert Kroner an. Als Co-Trainer und Scout hatte er schon in der vorhergehenden Spielzeit Kontakt zur Mannschaft und war als Trainer für andere Damenmannschaften in der Volleyballabteilung der SSF Bonn aktiv. Auf sein neues Amt freute sich der damals 27-jährige Kölner, der im Sportprojektmanagement tätig ist, und nutzte das erste von zwei Online-Meetings, um dem Team seine Leitlinien vorzustellen sowie seine Gedanken zur neuen Saison zu teilen. "Als die ersten Online-Meetings losgingen, haben wir direkt gemerkt, wie viel Zeit und Arbeit Robert in diesen Job steckt. Der nimmt seine Aufgabe wirklich ernst!" beschreibt Kapitänin Lena Maasewerd den ersten Eindruck des neuen Coaches. Online-Meetings sollten nicht die einzige Neuerung im neuen Spieljahr sein. Robert brachte den Masterplan für eine strukturierte Planung und harmonische Zusammenarbeit mit, der Erfolg bringen sollte. Spoiler: der Plan funktionierte.
Die Botschaft des Trainers zu seinen Zielen war klar: "Im Endeffekt ist das hier ein Hobby-Leistungssport. So eine lange Saison mit vielen weiten Auswärtsfahrten geht nur mit jeder Menge Spaß. Der Erfolg auf dem Feld kommt dann ganz von allein. Aber von der Qualität, die wir in der Dritten Liga auf dem Feld haben, müssen wir uns nicht verstecken: the sky ist the limit." Diese Meinung teilte auch die Kapitänin: "Spielerisch können wir das obere Drittel schaffen und das sollte auch unser Anspruch sein. Wir sollten das ernst nehmen, aber vor allem viel Spaß zusammen haben".
Kader mit vielen bekannten Gesichtern
Neben einem neuen Headcoach gab es weitere Veränderungen im Kader. Die bis dato erfolgreiche Mittelblockerin Meret Anna Faller hatte Lust sich zu verändern und orientierte sich auf die Außen-Annahme Position. Daher wurden auf der Mittelblockposition mit Kim Kirchner (aus Hamburg) sowie Lone Winter (zuletzt in Wien) zwei neue Spielerinnen gewonnen. Allerdings zog Kim sich leider im Freundschaftsspiel in der Vorbereitung eine schwere Verletzung zu, sodass sie die gesamte Hinrunde ausfiel. Im Übrigen blieb der Kader der vorangegangenen Saison, die mit Platz 5 abgeschlossen wurde, weitgehend zusammen. Lediglich Angreiferin Lisa Derendorf, die seit der Saison 2016/17 die Mannschaft mitgeprägt hatte, zog sich aus persönlichen Gründen aus dem Volleyballbusiness zurück und Diagonalangreiferin Joline Schmude versprach sich mehr Einsatzzeiten beim Verbandsligisten TVA Hürth 2. Als Backup Spielerinnen konnten Chiara Lück und die langjährige Kapitänin Hannah Lamby gewonnen werden. Außerdem kehrte Stefanie Meurer aus ihrer Babypause zurück, sodass Robert Kroner auf einen breitaufgestellten Kader zurückgreifen konnte:
Zuspiel: Jil von der Stein, Sophie Zimmermann, Hannah Lamby
Diagonalangriff: Carlotta Hensel, Eva Grab, Zoe Brodehl, Chiara Lück
Außen-Annahme: Lena Maasewerd, Annika Brück, Meret Faller, Henni Deurer, Stefanie Meurer
Mittelangriff: Clara Kick, Jil Molitor, Lone Winter, Kim Kirchner
Libera: Lina Adams, Klaudia Czyz
Der gleiche Mist wie immer?
Nach einer erfolgreichen Vorbereitung, der Teilnahme am eigenen Sleeping Art Cup, dem traditionellen Bundesligaturnier in der Hardtberghalle, Testspielen und regelmäßigem Athletiktraining mit Trainer Jerome Sauren aus dem Functional Fitness in der Graurheindorfer Straße starteten die Bizepsvolleys auswärts am 17. September 2023 in Aachen in die Saison. Mehr als zwei Stunden später fuhr das Bonner Team mit einem Punkt und einer 2:3 Niederlage nach 2:0 Satzführung wieder nach Hause. "Der gleiche Mist wie immer! Wir schaffen es nicht, nach zwei Sätzen den Sack zuzumachen!" ärgerte man sich im Kollektiv. Doch es sollte im Saisonverlauf nicht der gleiche Mist wie immer sein, so viel sei gesagt. Die systematische und akribische Vorbereitung durch den Trainer trug schon bald Früchte. Die Gameplans funktionierten und Robert coachte das Team von Sieg zu Sieg. Unterstützt wurde Robert von seinem Vater Wojciech Kroner als Co-Trainer und Manager Albert Klein, der Robert durch gewohntes organisatorisches Geschick und Engagement den Rücken freihielt.
Plötzlich Herbstmeister
Zum Jahresende zog das Team im Rahmen eines Meetings Zwischenbilanz. Alle schienen zufrieden zu sein - warum auch nicht? Nachdem die Bizepsvolleys in der Hinrunde zwei Niederlagen (Aachen und Hürth) kassiert hatten, folgte eine nicht enden wollende Siegesserie. Auch der bis dato Tabellenerste aus Hörde konnte bezwungen und überholt werden, sodass die Damen frühzeitig auf Tabellenplatz 1 kletterten und sich dort offensichtlich wohl fühlten. Als Herbstmeister stand die weitere Zielsetzung fest: "Da wollen wir bleiben!" Es passte einfach alles zusammen. Die Abläufe routinierten sich, jede/r Einzelne gab sein/ihr Bestes, die Stimmung war hervorragend und die Ergebnisse stimmten folglich auch.
"Als Favorit ins Spiel zu gehen ist nicht immer einfach. Selbst Tabellenschlusslichter oder Teams, die bisher nur wenige Punkte auf dem Konto haben, dürfen wir nicht unterschätzen", predigte der Headcoach, der stets einen kühlen Kopf behielt. Doch die Damen auf dem Feld taten es ihm gleich. Ausgerechnet am Karnevalssamstag stand nun das Spiel beim direkten Verfolger TV Hörde an. Mit 5 Punkten Vorsprung und vielen kostümierten Fans reisten die Bizepsvolleys nach Dortmund und rockten die Halle. Mit einem 3:1 Auswärtssieg und nun 8 Punkten Vorsprung im Gepäck des Partybusses wurde die Rückfahrt mit kölschen Liedern und Getränken ein Erlebnis, das bleibt. Und auch wenn die Tagesform mal nicht ganz top war oder ein Spiel gegen den Underdog über fünf Sätze ging, letztlich stimmte am Ende das Ergebnis. So auch am 17. Februar 2024 und damit viertletzten Spieltag, im Heimspiel gegen den SCU Emlichheim. Die Bizepsvolleys befanden sich in der heißen Saisonphase "der wichtigsten neun Wochen". Denn wenn alles nach Plan lief, konnte das Team bereits vor Ende der Saison Meister werden.
Die Nacht der Meisterschaft
Nach dem 3:2 Erfolg gegen Emlichheim blieb das Team in der Halle zusammen, um im Liveticker die Begegnung des Tabellendritten Leschede gegen den direkten Verfolger aus Hörde zu verfolgen. Denn wenn Leschede den Tabellenzweiten schlagen würde, wäre der Meistertitel den Bizepsvolleys bereits frühzeitig sicher. Und es kam, wie es kommen musste. FC Leschede verwandelt den Satzball und die SSF Bonn waren Meister. "Wie einfach war das denn?" würde die ehemalige SSF-Spielerin Lica Schubert jetzt sagen. Dass die Emotionen überkochten, muss an dieser Stelle wohl nicht erwähnt werden. Das folgende Auswärtsspiel gegen Paderborn war dann schon ein Selbstläufer. Und die verbleibende Zeit konnte genutzt werden, um zu feiern, die große Meisterfeier zu planen und die Saison Revue passieren zu lassen. All dies wurde in vollen Zügen genossen.
Queens of the wild west: Mit dekorativen Cowboyhüten, passend zum heißen Ritt im wilden Westen, wurden die Bizepsvolleys als Meisterinnen der Dritten Liga West am 16. März 2024 in der heimischen Hardtberghalle vom Deutschen Volleyball Verband geehrt und von den Fans und natürlich auch von sich selbst gefeiert.
Ausblick Saison 2024/2025
"Dritte Liga war schön, Zeit für uns zu gehen?" unter diesem Motto wird nun die Zukunft geplant - und die liegt in der 2. Bundesliga Nord. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Fans, Freunden, unseren Familien, Unterstützern, Sponsoren und den Mannschaften der Volleyballabteilung der SSF Bonn, die uns während unserer Spielzeit 2023/2024 zuverlässig unterstützt haben - und natürlich beim SSF Vorstand, dem Abteilungsvorstand und der Geschäftsstelle. Ohne EUCH wäre diese tolle Saison nicht möglich gewesen! Wir freuen uns auf die anstehende Zweitligasaison mit euch!
DANKE und bis bald, Eure Bizepsvolleys
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