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DVV: Auf den Spuren des italienischen Erfolgs

13.12.2021 • DVV Autor: DVV 3299 Ansichten

Die "Squadra Azzura" hat in den vergangenen Jahren, im internationalen Bereich im Nachwuchs zahlreiche Erfolge gefeiert. Mit den Europameistertiteln und den 5. Plätzen bei Olympia haben auch die Erwachsenen-Teams achtbare Erfolge erzielt. Dominic von Känel, Sven Lehmann, Sebastian Reinhardt, Victor Petrov und Philipp Sigmund (Bundes-, Stützpunkt- und Landestrainer) folgten der Einladung der italienischen Kollegen rund um DVV-Nationalcoach Andrea Giani zur Hospitation und einem Austausch in den Volleyball-Tempeln Italiens.

Nach der erfolgreichen DVV-Quereinsteigersichtung begann am Montag Ende November die Reise nach Modena. Drei Tage waren von Känel, Lehmann, Reinhardt, Petrov und Sigmund Gäste bei Modena Volley, hospitierten bei den Trainingseinheiten der U17, U20 und der Profis und tauschten sich mit dem Trainerteam um Andrea Giani aus. Am Mittwoch ging es weiter zu Volley Treviso, dem wohl erfolgreichsten Jugendverein Italiens mit derzeit 41 Spielern in den oberen drei Ligen (u.a. Paulo Porro, Giulio Sabbi, Enrico Cester, Simone Anzani). Hier konnten sie sich mit den beiden besten Nachwuchstrainern Italiens austauschen, Andrea Tomasini (Modena) und Michele Zanin (Treviso). Zudem standen zahlreiche Hospitanzen in zahlreichen Trainingseinheiten der Junioren auf dem Programm, wobei die besten und erfahrensten Trainer Italiens ihre Erfahrungen teilten.

Nach dem Besuch der italienischen Frauenliga, wo sie Zeugen des historischen Weltrekords der Damen von Imoco Volley Conegliano wurden, die nach 76 Siegen in Folge ihr erstes Spiel nach über 720 Tagen verloren, ging es am Freitagmorgen nach Padua, wo der Besuch des Frühtraining von Kioene Padova mit den Nationalspielern Jan Zimmermann und Linus Weber auf dem Programm stand, bevor es zurück nach Deutschland ging.

Italiens Erfolgsspur

Das Europameisterteam der italienischen Männer war die jüngste Mannschaft des Turniers (24 Jahre), mit vielen Spielern, die auch bei den Juniorenmeisterschaften aufliefen. Darüber hinaus schaut die Volleyball-Welt bald täglich in Richtung Italien, die mit der Superliga der Männer und Frauen und den besten Spielern der Welt, darunter zahlreiche namhafte, junge italienische Spieler, auf sich aufmerksam machen.

Italienische Erfolge im Jahr 2021:

Europameister der Frauen und Männer
Olympia 5. Platz Frauen und Männer
Vizeweltmeister U18 weiblich
Weltmeister U20 weiblich
Weltmeister U21 männlich
Platz Weltmeisterschaften U19 männlich
Vizeeuropameister U17 männlich
Lernen von den Besten

Julio Velasco, technischer Direktor des italienischen Volleyballverbandes (Sportdirektor Nachwuchs), besucht in regelmäßigen Abständen das Training der Topclubs, um im Anschluss die Trainingseinheiten aller Altersklassen gemeinsam mit den Trainern auszuwerten. Dabei wird das technische Leitbild von Velasco an alle Vereine zentral vorgegeben. Alle Teams sind am Gemeinwohl des italienischen Volleyballs interessiert und entsprechend werden die Vorgaben des Vereinstrainings voll umfänglich akzeptiert. Die Trainer bilden ihre Spieler für die zukünftige Volleyballkarriere auf höchstem Niveau ganzheitlich aus, auch wenn Regeländerungen für Jugendmeisterschaften eingeführt wurden. Diese Änderungen, im Vergleich zu den Profis, werden von allen Vereinen mitgetragen.

Eine Übersicht, über die Jugend-Struktur in Italien:

Mannschaften Netzhöhe Regeln
U13 2,05m Aufschlag von unten, Zuspiel Pos. 3
U14 2,15m
U15 2,35m Aufschlag mit mind. 1 Fuß am Boden
ab U16 2,43m
Was macht Italien anders?

Das Training in Italien ist mit einer täglichen Einheit (oder 4 Einheiten pro Woche) angesetzt. Zwei bis drei-Mal pro Woche findet dabei eine einstündige Krafttrainingseinheit im Vorfeld statt, sodass das anschließende 2-stündige Balltraining aufgewärmt starten kann. Mit dem Krafttraining wird in der U16 begonnen. Die jüngeren Athleten nutzen diese Krafttrainingszeit für ein ganzheitliches Krafttraining mit dem Eigenkörpergewicht. Am Samstag und Sonntag stehen in der Jugend und bei den Erwachsenen die Spiele an.
Die schulische Ausbildung hat einen sehr großen Stellenwert für die Trainer. Die Jugendlichen haben den Schulalltag am Vormittag "abgehakt" und trainieren dadurch am Nachmittag viel fokussierter. Die Spieler der Vereine stammen bis zur U18 fast ausnahmslos aus der Region. Eine Internatsstruktur, wie wir sie kennen, gibt es in Italien nicht. In den Jugendteams der U19-U21 werden jedoch auch Angebote an Spieler aus ganz Italien gemacht. Spieler, die den Sprung in das erste Jugendteam des Jahrgangs verpassen, werden an umliegende Vereine vermittelt, sodass für jeden Athleten die bestmögliche Leistungsklasse gefunden wird.
In Modena war bei allen Jugendmannschaften jeweils mindestens ein weiterer Co-Trainer mit vor Ort, in Treviso sogar bis zu fünf. Außerdem arbeiten die Trainer mannschaftsübergreifend zusammen, um eine möglichst optimale Ausbildungsstruktur für die Spieler gewährleisten zu können. Während des Trainings sind die Rollen und Aufgaben durch den Cheftrainer an die weiteren Assistenten klar verteilt. Viele Trainer sind dabei als Lehrer tätig und arbeiten abends aus Leidenschaft am Sport mit den Spielern.
Das Training dient immer sowohl dem Gemeinwohl der gesamten Mannschaft als auch jedes Einzelnen. So werden von den Spielern immer wieder Wartepositionen und das Bälle-Einspielen übernommen. So kann gezielt mit einer kleineren Gruppe gearbeitet werden, bevor es zu einem Wechsel der Aufgaben kommt. Diese Struktur lebt dabei das Motto: "Der erste Trainer ist der Spieler selbst": Der Spieler lernt durch Selbststeuerung zu trainieren. Nicht der Trainer allein hat Einfluss auf den Output, Spieler können und müssen selbst Entscheidungen treffen. Dabei stehen die Wahrnehmung und ein Verständnis des Spiels im Lern-Fokus. Durch diese Trainingsgestaltung werden die Ressourcen in den Nachwuchsteams optimal genutzt, was sich auch deutlich im Inhalt der Trainingseinheiten widerspiegelt.
Die einzelnen Techniken spielen immer den allergrößten Fokus. Dabei werden spielerische Fehler akzeptiert und lediglich technische Defizite korrigiert. Jeder einzelne Spieler macht in den Technikübungen alles, sprich Annahme, Zuspiel, Aufschlag und Angriff. Jeder Spieler soll so vielseitig wie möglich ausgebildet werden. Durch das ständige Techniktraining und der Fokussierung auf den kommenden Ballkontakt, wird das Selbstbewusstsein gestärkt und auf die wichtigen Situationen im Spiel vorbereitet.
Um künstliche Drucksituationen neben den Übungssituationen zu schaffen, haben alle Übungen stets die Wertigkeit eines Wettkampfes. Dabei kann sogar aus dem Bälle-einsammeln eine Competition zwischen Spielern und Trainern werden.
Das Herzstück im Training: die Aufschlag-Annahme Situation, die im italienischen Nachwuchs mit höchster Priorität trainiert wird.
Das Techniktraining hat die allerhöchste Priorität, wird dabei zentral vorgegeben und stets von allen verkörpert. Der nationale Stolz spielt eine große Rolle und das allgemeine Wohl eines jeden Einzelnen steht dabei stets im Training aber auch in der Struktur an allererster Stelle.

Die professionelle Trainingsstruktur wird bereits im frühen Kindesalter in allen Vereinen gelebt und erlernt. Mit der ständigen Nähe zu den Erwachsenenteams des Clubs wird den Athleten ein potenzieller Weg tagtäglich vorgelebt und gibt ihnen dabei die nötige Perspektive. Mit dem früheren Zielspiel 6 gegen 6 und einer allgemeinen Ausbildung wird der Grundstein der Entwicklung gelegt. Durch die Ausländer-Regelung (mind. 2 Italiener auf dem Feld) in der SuperLega, erhalten eine Vielzahl von italienischen Spielern Einsatzzeiten in einer der besten Ligen der Welt und werden dementsprechend entlohnt. Die Offenheit Fehler zuzulassen, jedoch immer den nächsten Ball besser machen zu wollen, war prägend und beeindruckend zu sehen.

Ein großes Dankeschön geht an die italienischen Kollegen für den informativen Austausch. Ihre Passion geben sie gerne weiter und es entstanden sehr interessante Gespräche und Erkenntnisse.

Unsere Strukturen und Arbeitsweisen wurden in vielen Bereichen bestätigt, müssen sich aber dennoch gewinnbringend weiterentwickeln. Die Kommunikation, die nicht nur im Training stets eingefordert wird, sondern vor allem der Austausch unter Trainern und Funktionären, ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Wir freuen uns auf den nächsten Austausch!

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