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Wir müssen als Team an unser Maximum kommen - Bundestrainer Felix Koslowski im Interview

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DVV: Wir müssen als Team an unser Maximum kommen - Bundestrainer Felix Koslowski im Interview

28.09.2018 • DVV Autor: DVV 4589 Ansichten

Wenn am Samstag gegen die Niederlande (08.40 Uhr, live auf VolleyPassion.de) für Deutschland die Weltmeisterschaft in Japan beginnt, dann erlebt auch Bundestrainer Felix Koslowski eine Premiere: Er wird erstmals bei einer WM als Chef-Coach an der Seitenlinie stehen und das deutsche Team durch die WM führen. Im Interview spricht er über die WM und die Weiterentwicklung des deutschen Spiels.

Wir müssen als Team an unser Maximum kommen - Bundestrainer Felix Koslowski im Interview - Foto: Conny Kurth

Bundestrainer Felix Koslowski (Foto: Conny Kurth)

Felix, du erlebst in Japan deine erste Weltmeisterschaft als Chef-Trainer. Welche Bedeutung hat das für dich?

„Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich als Chef-Trainer eine Weltmeisterschaft erleben darf. Ich mache mir über so etwas eigentlich keine Gedanken, aber wenn man dann doch einmal einen kurzen Moment inne hält, dann merkt man, dass es etwas ganz Besonderes, ein Privileg, ist. Es spornt einen noch einmal zusätzlich an, wirklich alles aus der Mannschaft und einem selbst heraus zu holen.“

2010 & 2014 hast du als Co-Trainer unter Giovanni Guidetti zwei Weltmeisterschaften begleitet. Inwiefern hat dich diese Zeit auf die WM in Japan und die kommenden Herausforderungen vorbereitet?

„Ich glaube, dass man sich als Cheftrainer nur vorbereiten kann, wenn man Chef-Trainer wird und seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. Aber mit Giovanni hatte ich in all den Jahren natürlich einen Lehrmeister, der in meinen Augen aktuell der beste Frauen-Coach der Welt ist. Er vereint wie kein Anderer diese Verbindung aus Technik, Taktik und soziale Kompetenz. Da hatte ich unglaubliches Glück, dass ich neun Jahre mit ihm zusammenarbeiten durfte.“

Wie wichtig ist deine Erfahrung aus der WM 2010, die ebenfalls in Japan ausgetragen wurde?

„Ich denke, dass es ein kleiner Vorteil ist, weil ich allen Spielerinnen und dem Staff meine Erfahrungen weitergeben konnte. Spielerisch ist zum Beispiel die Vorbereitung auf dieses unglaubliche Pensum wichtig. Wir starten in der ersten Runde mit fünf Partien an sechs Tagen. Sollten wir die erste Gruppenphase erfolgreich meistern, dann warten – nach zwei Tagen Pause – vier Spiele an fünf Tagen. Das ist eine sehr hohe Schlagzahl, die wir so nicht kennen. Umso wichtiger ist, dass wir die Tagespläne im Vorfeld darauf abstimmen. Regeneration ist hier einer der wichtigsten Punkte.“

Als Team habt ihr das Ziel, die Top 10 zu erreichen, ausgegeben. Was braucht es, um dies zu erfüllen?

„Wir müssen als Team an unser Maximum herankommen. Wir müssen unser Maximum aber auch mit der entsprechenden Konstanz abrufen. Top 10 bedeutet, dass wir mindestens zwei Mannschaften, die in der Weltrangliste vor uns stehen, schlagen müssen. Das Auftaktspiel gegen die Niederlande wird extrem schwierig, aber da muss uns auch bewusst sein, dass – egal wie das Ergebnis lautet – sich die WM weiterhin in eine sehr gute Richtung entwickeln kann. Top 10 ist ein ambitioniertes Ziel, für das alles passen muss, aber wir können das auf alle Fälle erreichen.“

Welche Rolle spielt dabei der ausgeglichene Kader?

„Auf der einen Seite brauchen wir eine gewisse Konstanz und Vertrauen in unsere Starting-Six. Auch um ein gutes Gefühl für die WM zu entwickeln und die sicherlich vorhandene Nervosität abzuschütteln. Aber natürlich wollen wir die Belastung auch darüber steuern – wenn wir uns diese Position in den Spielen erarbeiten können. Wir werden hier nicht den Fehler machen und einen Gegner unterschätzen. Wir befinden uns in einer sehr starken Gruppe, in der auch die vermeintlich schwächeren Teams eine starke Entwicklung hinter sich haben.“

In dieser Saison konnte sich die deutsche Mannschaft in der Volleyball Nations League mit der gesamten Weltelite messen. Am Ende sprang der 11. Platz heraus. Was für Erkenntnisse konntest du daraus auf die WM übertragen?

„Uns hat ein Platz bis zur Top 10 gefehlt, daher waren wir mit dem Ergebnis nicht unzufrieden. Es war ungemein wichtig, dass wir als Mannschaft diese wertvollen Erfahrungen auf dem Niveau machen konnten. Besser kann man sich auf eine WM nicht vorbereiten. Jetzt gilt es, den nächsten Schritt zu machen.“

Wie sieht dieser aus?

„Spielerisch wollen wir uns weiterentwickeln. Der Aufschlag ist auch im Frauen-Volleyball viel wichtiger geworden. Hier wollen wir noch mehr Risiko gehen und den Gegner unter Druck setzen, weil unsere Physis sicherlich noch ein Nachteil ist. Wir müssen dafür sorgen, dass der Gegner keine leichten Angriffssituationen bekommt. Wir haben aber auch gelernt, dass wir im Angriffsspiel schneller agieren müssen. Daran haben wir gearbeitet und die ersten Impulse gesetzt. Diese Entwicklung lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen, aber die ersten Schritte sind gemacht.“

Was erhoffst du dir von der WM in Japan. Ein Land, das du zuletzt auch als Mutterland des Volleyballs bezeichnet hast?

„So wie ich es bisher erlebt habe: Sehr euphorisch, unglaublich fair und mit einer großen Wertschätzung für den Sport, der in Japan sicherlich eine besondere Stellung hat. Wir haben das Glück, dass wir mit Japan auch noch in der Gruppe des Ausrichters in einer tollen Stadt spielen. Yokohama ist nicht umsonst auch Austragungsort der Finalrunde. Man spürt die Lust auf die WM und darauf freuen wir uns riesig.“

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