Das Stuttgarter Beachvolleyball-Nationalteam Chantal Laboureur /Julia Sude landet als bestes deutsches Damen-Duo beim World Tour-Finale in Hamburg auf dem fünften Platz.
Foto: Beach Majors/Michael Kunkel
Hamburg (tob). 1600 Tonnen doppelt gesiebter Sand mitten im ehrwürdigen Tennisstadion am Rothenbaum, täglich tausende Zuschauer an den Courts, die sich schon früh in langen Reihen anstellen, um einen Sitzplatz zu bekommen, und am Ende ein Siegerscheck über jeweils 150.000 Dollar für die Goldmedaillengewinner das sind die World Tour Finals in Hamburg mit den besten Teams der Welt.
Die vielen Freunde und Familienmitglieder aus der Heimatstadt Friedrichshafen und dem Wohn- und Trainingsort Stuttgart im Rücken sowie ein unglaublich dominant gespielter erster Satz haben im Viertelfinale allerdings nicht helfen können. Chantal Laboureur und Julia Sude sind gegen die aktuellen Weltranglistenersten und späteren Turniersiegerinnen Agatha Bednarczuk/Eduarda Duda Lisboa aus Brasilien mit einer 1:2-Niederlage (21:12, 14:21, 8:15) nach einem 47 Minuten langen hochklassigen Duell ausgeschieden. Im ersten Satz hatten die beiden die Weltranglistenersten noch regelrecht vorgeführt, doch dann wurde der Druck immer größer vor allem, als die Brasilianerinnen ihre Taktik änderten und im Tiebreak ausschließlich Chantal Laboureur mit knallharten Aufschlägen beharkten.
Insgesamt können wir mit der Saison zufrieden sein, haben drei Medaillen geholt, waren viermal im Halbfinale. Wir hatten auch ein paar Hänger und die versuchen wir im nächsten Jahr abzustellen in der Olympiaqualifikation, sagte Chantal Laboureur .
Wenn sich die Besten der Welt treffen, sind es nur Nuancen, die entscheiden. Wir sind von Anfang mit dabei, seit es die World Tour Finals gibt, und es freut uns sehr, dass wir das immer geschafft haben, erklärte Julia Sude . Als Team sind die beiden Stuttgarterinnen die einzigen Sandathleten, die an allen vier Turnieren teilgenommen haben. Die bisherige Bilanz: ein 9. Platz und nun insgesamt dreimal in Folge Fünfter. Für diese Platzierung gab es für das Team einen Scheck über 20.000 Dollar Preisgeld.
Der Start ins Turnier erfolgte am Donnertag gegen Sara Hughes/ Summer Ross aus den USA.
Nach einem hervorragenden Start wurde es erst knapp, dann kam ein Leistungseinbruch.
Mit 1:2 (21:14, 19:21, 8:15) in 44 Minuten unterlagen die Weltranglisten-Sechsten den Weltranglisten-Neunten. Wir wissen auf jeden Fall nun, was wir besser machen müssen, sagte Chantal Laboureur . Aber die Kulisse ist jetzt schon überragend. Julia Sude ergänzte: Wir haben ein paar falsche Entscheidungen getroffen und sie sind immer selbstsicherer geworden. Aber wir werden es im zweiten Spiel besser machen.
Gesagt, getan. Das Duell gegen die Europameisterinnen Sanne Keizer/Madelein Meppelink dauerte mit 41 Minuten fast genauso lang, wie der erste Auftritt am Mittag, doch wurden nur zwei Sätze gespielt. Diese gingen beide knapp an den deutschen Meister (24:22, 21:19) Wir sind sehr erleichtert, dass wir den Tag mit einem Sieg beenden konnten. Bei den Finals ist jedes Spiel und jeder Punkt entscheidend. Von daher war dieser Erfolg ein echter Big Point, zeigte sich Chantal Laboureur sehr erleichtert und Julia Sude brachte es auf den Punkt: Harter Kampf, Publikum ist geil, und wir hoffen, dass der Knoten jetzt geplatzt ist.
Peng, der Knoten ist tatsächlich geplatzt. Heather Bansley/Brandie Wilkerson aus Kanada wurden am Freitag mit 2:0 (21:19, 21:13) in 38 Minuten geschlagen. Juli hat plötzlich den Aufschlaghammer ausgepackt und mit einem super Teamwork haben wir es geschafft, freute sich Chantal Laboureur . Vielleicht hilft auch die Erfahrung der vergangenen fünf Turniere, als die beiden jeweils das Auftaktmatch verloren hatten. Wir sind ja jetzt gewohnt, das Feld von hinten aufzurollen, sagte Julia Sude augenzwinkernd. Wir werden jetzt im letzten Spiel alles geben, um Gruppensieger zu werden.
In der Entscheidung Siegen oder Fliegen, warteten Maria Antonelli/Carolina Salgado Solberg aus Brasilien, gegen die sie noch nie gewonnen hatten. Eine kuriose Situation, denn vom Ausscheiden bis zum direkten Halbfinaleinzug als Gruppenerster war alles drin in einer einzige Partie, sagte Chantal Laboureur .
Zweimal hatten sie diese Saison bereits gegen die Weltranglistendritten gespielt, beide Male knapp verloren. Und knapp war es wieder, im ersten zwei Satzbälle abgewehrt, im zweiten einen Matchball. Aber nach 43 Minuten stand wieder eine knappe 0:2-Niederlage (19:21, 17:21) auf der Anzeigetafel. Nicht umsonst ist Carolina Salgado Solberg die Spielerin mit der meisten Erfahrung auf der World Tour: in ihrer 15. Saison mit 168 Turnierteilnahmen bislang.
Dann war der Taschenrechner gefragt. Ein Ballpunkt mehr bedeutete für Laboureur/Sude ein besseres Ballpunkt-Ratio (gewonnene Bälle:verlorene Bälle) von 0,0083 gegenüber den Amerikanerinnen Summer/Hughes, die dadurch ausschieden.
Und das deutsche Nationalteam stand im Viertelfinale gegen die späteren Turniersiegerinnen.
So knapp kann es nur an der Weltspitze zugehen.
Nach einer Woche Pause steht für das Stuttgarter Nationalteam das Unternehmen Titelverteidigung auf dem Programm. Von 30. August bis zum 2. September werden traditionsgemäß die Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand an der Ostsee ausgetragen.
Damit endete die Saison 2018 und es geht nahtlos über in die Saison 2019, denn dann beginnt die Olympiaqualifikation für Tokio 2020 mit den internationalen Turnieren in Yangzhou (10.-14. Oktober, China) und Las Vegas (17.-21. Oktober, USA).