Beim Tanz auf drei Hochzeiten geht es für die SVG Lüneburg an diesem Mittwoch (19.30 Uhr) in dem Wettbewerb weiter, in dem ein Titel allein wegen der geringen Anzahl der Spiele am ehesten zu gewinnen ist - theoretisch. Praktisch aber türmt sich nun im Halbfinale des DVV-Pokals mit den Berlin Recycling Volleys die höchste denkbare Hürde auf. Gerade in der heimischen Max-Schmeling-Halle ist der Titelverteidiger klar favorisiert.
Im Pokal-Halbfinale in Berlin kommt viel Arbeit auf die Annahme der SVG mit Gage Worsley (l.) und Jesse Elser zu. (Foto: Behns)
Zwei legendäre Pokal-Duelle
In der Haupstadt konnten die LüneHünen in all den Jahren noch nie gewinnen, insgesamt viermal reichte es immerhin zu einem knappen 2:3, einmal sogar im Playoff-Halbfinale. Im Pokal bedeutet so ein Resultat natürlich das Aus - siehe das denkwürdige Match vor etwas mehr als einem Jahr, damals das Viertelfinale. Da war die SVG fünf Sätze lang auf Augenhöhe, um sich dann mit dem 12. Matchball nach einem Tiebreak XXL nach satten 147 Minuten geschlagen geben zu müssen. Fast 4200 Zuschauende in der Halle staunten nicht schlecht.
Legendär wurde auch ein Pokal-Schlagabtausch mit Heimrecht für die SVG, im Dezember 2018 in der Hamburger CU Arena. 0:2 nach Sätzen lagen die Gastgeber schon zurück, glichen aus und gewannen dann den Tiebreak 15:13, als am Ende Michel Schlien, sonst ein Float-Aufschläger, erstmals überhaupt zwei mächtige Sprungaufschläge auspackte. Den Matchball verwandelte Cody Kessel, der dann nach Berlin wechselte. Dort ist er immer noch - und war im letzten Jahr maßgeblich am Happyend für den Favoriten beteiligt (11 Punkte). Am Wochenende schrieb der US-Amerikaner auch Schlagzeilen. Da wurde er wegen personeller Probleme mal als Mittelblocker aufgeboten und machte seine Sache auf der ungewohnten Position so gut, dass er sogar zum MVP gewählt wurde: 10 Punkte inklusive 4 Kill-Blocks, Angriffsquote 86%.
Als etatmäßiger Mittelblocker stand nur Saso Stalekar zur Verfügung. Top-Neuzugang Tobias Krick (Folgen einer Gehirnerschütterung), Nehemiah Mote (aus familiären Gründen in der Heimat Australien) und der ebenfalls neue Timo Tammemaa (Wadenblessur) fielen aus. Komplett geschont wurden beim 3:0 gegen Dachau Zuspieler Johannes Tille und Diagonalangreifer Marek Sotola. Apropos Wahl: Die BR Volleys landeten bei der Wahl zu Berlins Sportler des Jahres in der Teamwertung Männer auf Platz 3 (Sieger: Fußballer von Union Berlin), ebenso Ex-Trainer Cedric Enard (Sieger: Ex-Unioner Urs Fischer).
Der Favorit hat Respekt
Auch bei der SVG wurde ja gerade erneut erfolgreich personell rotiert, nun sind aber wohl trotzdem wieder alle Stammkräfte in der Anfangsformation. Ein Team, das sich auch in der Hauptstadt eine Menge Respekt erworben hat, durch das Ergebnis im Vorjahr und aktuell durch die Auftritte in der Champions League und in der Rolle als erster Verfolger der Berliner. "Der aktuell wohl schwerste nationale Brocken", so heißt es auf der Homepage, spreche für einen neuerlichen spektakulären Pokalabend.
"Mal gucken, ob wir sie ein bisschen ärgern können", meinte SVG-Chefcoach Stefan Hübner im Ausblick nach dem letzten Punktspiel gegen Freiburg. "Unser Spiel ist ja in den letzten Wochen stabiler geworden. Und Berlin ist immer ein Highlight, darauf haben die Spieler Bock, da braucht man keinen zu motivieren, ohnehin für gar kein Spiel, trotz der vielen englischen Wochen." Co-Trainer Bernd Schlesinger machte aber deutlich: "Die Mannschaft muss jetzt lernen, mit diesem Rhythmus umzugehen, sich immer wieder auch umzustellen von Highlight-Spielen auf normale Spiele und umgekehrt. Da eine Routine zu entwickeln, ist auch ein Lernprozess, in dem wir mittendrin sind."
Nach inzwischen wettbewerbsübergreifend neun siegreichen Matches wird sicher irgendwann die Serie reißen - es muss ja noch nicht an diesem Mittwoch sein...
Das zweite Halbfinale bestreiten die Giesen Grizzlys gegen die WWK Volleys Herrsching (19 Uhr) - für den Sieger wird es die erste Endspiel-Teilnahme. Vom Match Berlin gegen die SVG gibt es außer der Übertragung auf Dyn auch ein Public Viewing im Restaurant "Alexander der Große" in Kirchgellersen und im "Weinfass Wabnitz" in Lüneburg, Ritterstraße. (hre)