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Reckermann: „Jetzt sind sie schwer zu schlagen!“

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Beach-WM: Reckermann: „Jetzt sind sie schwer zu schlagen!“

05.08.2017 • Beach-WM Autor: DVV 5715 Ansichten

Noch sind Julius Brink /Jonas Reckermann die einzigen deutschen Beach-Volleyball Weltmeister. Am Samstag, 5. August, könnte neue Geschichte geschrieben werden, wenn Laura Ludwig /Kira Walkenhorst im WM-Finale in Wien nach Gold greifen. Reckermann rechnet fest mit dem Titel für die Olympiasiegerinnen, wie er im Interview sagt.

Ganz ehrlich! Hättest du gedacht, dass Laura und Kira zu so einem Siegeszug ansetzen?

Jonas: „Naja, auszuschließen ist das bei den Beiden ja nie. Aber zu erwarten war das vor zwei Wochen sicherlich nicht, da wussten sie ja noch nicht einmal, ob sie hier starten können. Aber dann entwickelte sich hier etwas, ähnlich wie in einem Spielfilm mit einem konsequenten Ablauf. Erst nicht brilliert, auch mit einem Satzverlust gegen Glenzke/Großner, aber dann haben sie peu a peu besser gespielt und man hat gemerkt, dass die Selbstsicherheit stieg. Im Halbfinale haben sie überragend gespielt, das war nicht mehr weit von der Olympia-Form entfernt. Es war natürlich auch optimal mit dem Turnierverlauf: Für die Schulter war es gut, die Belastung relativ gering zu halten und genügend Zeit zu haben, den Rhythmus in den Spielen zu finden, die noch nicht der ganz große Gradmesser waren. Und jetzt sind sie da! Das Selbstbewusstsein ist riesig, sie sind total happy, das durchgestanden zu haben und jetzt sind sie schwer zu schlagen!“

Was ist höher zu bewerten? Die mentale Leistung oder dass sie ohne große Vorbereitung das Turnier körperlich und spielerisch so bewältigen?

Jonas: „Mental ist es gar nicht so schwer gewesen. Da war eher die Zeit vorher problematisch, als sie nicht wussten, ob sie rechtzeitig körperlich fit werden. Dann ist es mental sogar einfacher, als wenn sie topfit hier angereist wären. Denn aufgrund der Vorgeschichte und der diesjährigen Saison weiß das Team, man ist nicht bei den allergrößten Favoriten anzutreffen, der Druck war nicht vorhanden. Jeder wusste, sie sind nicht bei 100 Prozent, sie müssen erst einen Rhythmus finden und den Körper hinkriegen. Deshalb ist es mental eher einfacher gewesen, gerade wenn es peu a peu immer besser wird und es sich aufbaut. Mental muss man aber damit umgehen, weiter zu trainieren und wegzustecken, dass es nicht so läuft wie erhofft. Hier vor Ort sind sie jetzt in einer sehr, sehr guten Lage, weil sie mehr erreicht haben, als vorher realistisch war und sie jetzt eine Medaille sicher haben und dem Ganzen jetzt die Krone aufsetzen.

Wie frustrierend muss das für die anderen Teams sein?

Jonas: "Nee, sie haben ja nicht mit links gespielt. Kiras Schulter ist nicht top, aber sie haben die Schulter so hinbekommen, dass sie auch hart schlägt und große Winkel hat, die man mit einer komplett kaputten Schulter nicht machen würde. Viele Teams haben sie angetestet, aber gerade in Viertel- und Halbfinale hat sie keine Schwäche gezeigt. Und es muss sich kein Team grämen, gegen sie zu verlieren. Die richtig große Leistung aus meiner Sicht ist, wie schnell sie einen Rhythmus und eine gute Ballkontrolle gefunden haben. Letztere war in Rio vielleicht noch etwas ausgeprägter, aber das zu schaffen, ist eine Riesenleistung.“

Welchen Anteil hat Jürgen Wagner und das Team Drumherum?

Jonas: „Natürlich eine sehr Große! Gerade in der schwierigen Phase haben alle ihren Anteil daran. Gerade vor der WM war sicherlich vor allem die Sportpsychologin Anett Szegeti gefragt gewesen, in dem Bewusstsein, dass sie nicht mit voller Kraft hier auflaufen werden. Für den Trainer alles zu basteln, wer kann wann was machen, mit wem kann ich trainieren, wer muss auf der Physiobank liegen, da eine Periodisierung hinzubasteln, dass sie am Ende richtig gut drauf sind, das ist eine Kunst und nicht leicht. Da hat Jürgen sicherlich einen sehr großen Anteil.“

Hat er da mit euch wertvolle Erfahrung gesammelt?

Jonas (lacht): „Ja, wir hatten auch nicht nur Turniere dabei, wo wir komplett gesund waren. Jürgen ist natürlich unglaublich erfahren, und solche Situationen sind ihm nicht fremd. Es ist ein wenig so, wie bei uns vor Olympia 2012, als wir vorher kaum gespielt haben und lange Zeit nicht wussten, ob es überhaupt etwas wird. Wir sind dort hingefahren ohne große Erfolgserlebnisse, und meine Schulter war das Problem, so dass ich bei Olympia wie Kira hier häufiger beim Physio war als auf dem Feld. Das ist nie leicht, die Erfahrung hat er und weiß, wie er damit umgehen kann. Und davon profitieren die Mädels natürlich sehr.“

Du bist mit Julius bisher einziger deutscher Beach-Weltmeister. Was muss man in so einem WM-Finale beachten oder ist das für die Olympiasieger kein Thema?

Jonas: „Ja, genau. Man muss die Olympiasieger mental nicht mehr beraten. Das morgige Finale bringt vielleicht die Besonderheit mit, dass sie Favorit sind nach den Spielen heute, weil sie richtig gut gespielt haben. Das Niveau des ersten Halbfinals war eine Klasse besser als das zweite. Die Amerikanerinnen sind nicht schlecht, spielen solide und werden – wie Amerikanerinnen sind – vor Selbstbewusstsein strotzen. Aber sie haben nicht die herausragenden Eigenschaften, die Laura und Kira haben. Bei den Aufschlägen von April Ross muss man sicherlich etwas aufpassen, ansonsten sind Laura und Kira den Beiden in allen Elementen überlegen. Und vom Kopf sehe ich persönlich keine große Gefahr. Sie sollten darein gehen, wie in alle anderen Spiele auch. Die Amerikanerinnen werden schon sehr stark spielen müssen, um sie zu schlagen.“

Wie sieht dein Tippe aus? Wer steht am Ende wo auf dem Treppchen?

Jonas: „Deutschland steht ganz oben, dann logischerweise die USA. Die Kanadierinnen schwanken noch sehr in ihren Leistungen, deswegen tippe ich auf Brasilien, weil sie mehr Erfahrung haben und weniger nervös sein werden.“

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