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Kein Oshino-Pünktchen unter dem Weihnachstbaum

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2. Bundesligen: Kein Oshino-Pünktchen unter dem Weihnachstbaum

18.12.2017 • 2. Bundesligen Autor: R. Müller 5118 Ansichten

Grafing. Die Bärenhöhle von Grafing liegt in Oberbayern, und nicht in Niederbayern, etwas, was mir vermutlich nie mehr aus dem Kopf geht, nachdem ich in der Vorschau leichtfertig dies verwechselt hatte. Dafür wurde ich beim Spiel hart „bestraft“, aber mit mir auch gleich das ganze Oshino-Team und seine Fans, denn es gab nichts zu holen vor den fast 600 Zuschauern.

Kein Oshino-Pünktchen unter dem Weihnachstbaum - Foto: Frank Heumann

Foto: Frank Heumann

Sicherlich muss man dabei nun genau zum Jahreswechsel Ursachenforschung im heimischen Hangar betreiben. Was aber nichts daran ändert, dass sich die Grafinger, derzeit ein echtes Spitzenteam der 2. Bundesliga, hochmotiviert für die Vorjahresniederlage revanchieren wollten und ein Super-Match zelebrierten, das zumindestens in den ersten beiden Sätzen inclusive der spielerischen Leistung der Eltmanner das Prädikat „erstligareif“ verdient hatte.
Es war das letzte Spiel der ersten Halbserie und hat aus Eltmanner Sicht eine ähnliche Schockwirkung wie in der Vorsaison die 1:3-Niederlage gegen Hammelburg am letzten Heimspieltag, als die „Weiße Heimweste“ im letzten Augenblick sprichwörtlich den Bach runterging. Auch in Grafing froren einige Eltmanner Fans etwas, zum Spielschluß hatte die menschliche Wärme der 600 die Halle aufgeheizt.
Doch diese Niederlage ist dennoch kein Knock Out für den Meister und erneuten Meisterschaftsanwärter, sie macht jedoch das Ligageschehen im Süden wieder interessanter.
Als sich vor Spielbeginn in Grafing bewahrheitete, dass sowohl Kapitän Sebastian Richter, der im Vorjahr der entscheidende Faktor für den Sieg in Grafing war, und gleichzeitig Hansi Nürnberger, ebenfalls ein Routinier, der in solchen Situationen mannschaftsberuhigend agieren kann, wegen Krankheit nicht zur Verfügung standen, schwante den anwesenden Eltmann-Fan schon nichts gutes.

Timon Schippmann wechselt
in 1. Bundesliga

Dazu kam noch, dass die 1. Bundesliga, konkret der TV Rottenburg mit dem religionserfahrenen Kult-Trainer Hans-Peter Müller-Angstenberger, meistens im weißen Hemd und gestikulierend am Spielfeldrand entlang laufend , nach mehreren verletzungsbedingten Ausfällen den Hilferuf an den VC Eltmann richtete, die Saisonehre mit Timon noch zu retten, zeigte der Vorstand des Vereins Verständnis für das Anliegen des Traditionsbundesligisten, und legte Timon, der mittlerweile sehr professionell und zielorientiert agiert, keine Steine in den Weg.
Bereits in der Saison 2014/15 spielte Timon einige Wochen für die Schwaben. Damals traf Rottenburg im Playoff-Viertelfinale auf die SWD powervolleys Düren. Gegen den gleichen Gegner feierte bereits gestern der 1995 geborene Außenangreifer bereits gestern sein erneutes Debüt beim schwäbischen Erstligisten.
Timons Weg bei den Männern in der Bundesliga begann in Rottenburg. Dann wechselte er zum damaligen Erstligaverein zur VSG Coburg, nach Saisonende nach Eltmann, wo er durch seine Trainingsdisziplin, das gewachsene technische Können und unbedingten Siegeswillen immer stärker wurde, und nun für viele in der Bundesligawelt des Volleyball nach Rottenburg zurückkehrt. So trifft er als TVR-Akteur demnächst auch auf einen anderen Ex-Eltmanner, Nicola Poluga, der beim direkten Konkurrenten der Rottenburger in Königs-Wusterhausen agiert. Was in Timons Gedankenwelt außer dem Wunsch, sich bald für die Nationalmannschaft anzubieten, ihm sei viel Glück in der 1. Liga gewünscht, in den nächsten Monaten eine größere Rolle spielen wird, ist das Wort „Niederlage“, denn Rottenburg liegt auf dem vorletzten Tabellenplatz.
Dennoch, an Timon, der an diesem Wochenende in zwei Bundesligen für zwei Vereineauf der Platte steht, lag es nicht, dass der VC Eltmann in Grafing mit 0:3 den Kelch der Niederlage leeren musste. Er versuchte im Zusammenspiel mit Regisseur Merten Krüger verschiedene Varianten, Engel, Peta und Kellermann hatten auch ihre Highlight-Aktionen, doch leider gelang nicht alles, obwohl Eltmann sowohl im ersten wie auch im 2. Satz mit 18:20 führte, den Satz jedoch zweimal nicht über die Ziellinie bringen konnte.
Begonnen hatte alles spannend und hochklassig, der erste Satz war sehr lange ein „Totes Rennen“, ein Kampf auf Biegen und Brechen, bei dem der Meister auch in der Endphase mehrfach die Nase vorne hatte. Das 6:5 der Grafinger durch Mittelblocker Thomas Stretz und nachfolgend das 8:9 durch Schippmann eröffneten in diesem Match ein wahres Asse-Festival. Und genau dazwichen lag einer der von viel Beifall begleitete Ballwechsel höchster technischer Qualität, der Grafing durch Zierhut die 7:6-Führung brachte. Auch der Punkt zum 12:12 war pure Werbung für den Volleyballsport. Es ging hin und her, und Späth sorgte später für die Eltmanner 18:19-Führung. Zweimal Engel und Peta brachten Eltmann auf die Siegstraße (20:22), doch Pustekuchen, es war wieder eine lange technische Sahneaktion, die Grafing den 22:22-Ausgleich brachte. Plötzlich hatten die Oshinos einen Black Out, es gab vier Punkte in Folge für die Oberbayern, dann doch nochmal den 24:24 Ausgleich dank Schippmann und einem weiteren Peta-Ass, aber der Grafinger Block besiegelte mit dem 26:24 den von den 600 umjubelten Satzerfolg der Gastgeber.
Im zweiten Satz wollte es Eltmann besser machen, führte 4:8 und dann 5:10. Der Meister hatte sich gefangen, so fühlte man sich im Eltmanner Lager. Aber leider nicht lange, denn Grafing eroberte fünf Punkte am Stück. Dennoch ließen die Schützlinge von Milan Maric nicht locker, hielten über mehrere Minuten einen knappen Vorsprung. Wieder war es Peta, der die Oshinos mit 17:19 in Führung brachte, doch dann zeigte auch dieser unverwüstliche Akteur erste Verschleißerscheinungen. Die Fehlaufschläge häuften sich, Höfer schmetterte die Grafinger mit dem 22:21 in Front, Schippmann glich nochmal aus, doch dann sorgte ein Aufschlag ins Netz für die Grafinger 24:22-Führung und gleich der erste Satzball saß – 25:22.
Mit der 2:0-Führung nach Sätzen im Rücken legten die Grafinger nach der Pause wie die Feuerwehr los, blieben hochmotiviert und hatten auch das nötige Glück. Erst nach dem 5:1 begann die ernsthafte Gegenwehr der Krüger und Co. Die Antenne sorgte für den 8. Oshino-Punkt, und Engel gelang das 11:9 und wenig später Peta das 14:12.
Doch weiter ging es nicht voran, Grafing baute seinen Vorsprung auf 18:13 aus, ging gar mit 21:14 in Führung, doch die schon totgeglaubten Eltmanner erhoben ihr Haupt nochmal, machten vier Punkte in Folge zum 21:17.
Ein nachfolgender herrlicher Ballwechsel der Marke „Spitzenspiel - a la carte“ brachte noch einmal Beifall für beide Teams, doch Zierhut, einer der Besten der Grafinger sorgte schließlich für das 23:17 und die endgültige Vorentscheidung. Dann ging es schnell, Grafing nutzte gleich den ersten von 6 Matchbällen und wurde auf eine Woge der Glückseligkeit der 600 emporgehoben.
Das Spiel sah hochklassiges und zwei sehr spannende Sätze, einen überragenden Wagner als Grafinger Zuspieler, der auch die MVP-Goldmedaill erhielt. Ein richtiges Highlight war, als der Grafinger Libero Voggenreiter eine 120 kmh-Rakete an den Kopf bekam, nicht umfiel und der Ball zur Verblüffung aller im Eltmanner Feld zur Ruhe kam, Grafing einen Glückspunkt Punkt brachte.
Merten Krüger hatte auf Eltmanner Seite sein Bestes gegeben, bekam die MVP-Silbernedaille, aber im letzten Satz hatte auch er, ungewöhnlich für ihn, Netzbälle, ebenso wie Mircea Peta.
Trotzdem sei allen Eltmanner Akteuren und ihren Fans ein Frohes Fest und einen guten Rutsch in 2018 gewünscht. Nach dem Freundschaftsspiel gegen Drittligist Gotha in Sonneberg am 9. Januar kommen schon kurz darauf die Mainzer, wieder ein Knaller. Gestern hätte Mainz noch etwas für Eltmann im Sonntagsspiel gegen Rüsselsheim II tun können, aber das Endergebnis stand erst nach Redaktionsschluß fest, ähnlich wie das Ergebnis des ersten Matches von Timon Schippmann als Außenangreifer in der Eliteliga im TVR- Trikot gegen die Dürener Power-Volleys. - Rolf Müller-

VC Eltmann: Engel, Peta, Kolbe, Krüger, Kellermann, Späth, Schippmann, Kessel, Knauer, Schmitt, Werner, Bibrack – Coach Milan Maric.

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