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Volleyballregeln erklärt - Zusammenarbeit zwischen dem 1. und 2. Schiedsrichter und dem Anschreiber

Wir alle kennen in Spielen, die wir als SR leiten, viele unangenehme Situationen, Hektik und Stress. Spieler, Trainer und Zuschauer, die meckern, mit nichts einverstanden sind und glauben, alles besser zu wissen. Verwarnungen, Bestrafungen und, wenn es sein muß, sogar Hinausstellungen sind die Folgen. Dies ist für alle sehr unangenehm und selbstverständlich nicht wünschenswert. Es gibt es immer Mannschaften oder einzelne Spieler, die etwas auszusetzen haben. Und natürlich auch solche, die ruhig vor sich hinspielen und einen SR in Ruhe lassen. Doch viele hektische Momente haben die SR selbst zu verantworten. Dies muß nicht unbedingt etwas mit falschen Entscheidungen zu tun haben, sondern liegt oft einfach daran, daß sich SR nicht immer einig sind und sich gegenseitig nicht ergänzen. Im folgenden möchte ich dazu ein paar Beispiele nennen, die ihr alle kennt, und ein paar Tipps dazu geben, wie man sich in bestimmten Situationen so verhalten kann, daß diese nicht auftreten.

Situation 1

Die SR kommen erst kurz vor Spielbeginn in die Halle. Jetzt ist kaum noch die Zeit Netzhöhen, Spielerpässe etc zu kontrollieren. Und wenn es dann noch Ungereimtheiten gibt (z.B. das Netz ist zu tief oder zu hoch), dann werden oft während dem Einschlagen Netzhöhen verändert. Dies stört die Mannschaften und es gibt eine erste unzufriedene Energie in der Halle, die sich auf das Spiel negativ auswirkt.

Situation 2

Nachdem der Anschreiber die Spieler in den Spielberichtsbogen eingetragen hat, kontrolliert der 2. SR noch einmal die Aufstellung. Noch bevor der 2. SR die Aufstellungen vollständig kontrolliert hat, pfeift der 1. SR bereits an. Jetzt unterbricht der 2. SR das Spiel, da er noch nicht fertig ist. Diese Situation, die leider immer wieder vorkommt, zeigt den Mannschaften, daß die SR nicht zusammenarbeiten.

Deshalb: Immer vor dem Anpfiff zum Satzanfang zum 2. SR blicken, der mit einem Handzeichen dem 1. SR das Zeichen gibt, daß alles OK ist. Natürlich vergewissert sich der 2. SR vorher beim Anschreiber, ob er auch bereit ist. Dies zeigt der Anschreiber ebenfalls mit einem Handzeichen an. (Beide Arme nach oben)

Situation 3

Ein Spieler berührt bei einer Aktion das Netz unterhalb der Netzoberkante. Der 1. und der 2. SR pfeifen gleichzeitig diese Netzberührung. Eine Aktion, die mehrmals in allen Spielen vorkommt. Aber muß dies wirklich sein, daß hier der 1. SR in die Aktionen des 2. SR eingreift? Eine klare Antwort: Nein

Der 1. SR gibt dem 2. SR damit folgende Information:

Ich habe das auch gesehen, und pfeife auch Dinge, die Du eigentlich pfeifen solltest. Eigentlich brauche ich Dich gar nicht.

Zugegeben, etwas provokativ dargestellt.

Aber macht man damit einen 2. SR nicht langsam aber sicher immer „fauler“? Und was passiert, wenn sich die Entscheidungen plötzlich widersprechen? (1. SR pfeift Angreifer im Netz, 2. SR den Block.

Lasst alle Aufgaben, für die der 2. SR zuständig ist , m Aufgabenbereich des 2. Nur wenn ein Spieler die Netzoberkante berührt, gehört dies in den Aufgabenbereich des 1. SR. Auch wenn ihr glaubt, der 2. hat einen Netzfehler übersehen, pfeift ihn nicht. Macht ihn vor dem Spiel darauf aufmerksam, daß dies seine Aufgabe ist. Wenn Mannschaften merken, daß SR wissen, was sie zu tun haben, und dies ist meine Erfahrung, meckern sie auch weniger.

Situation 4

Ein Angreifer schlägt einen Ball und viele glauben, vor allem die Blockseite, es wäre viermal. Der 2. SR zeigt dem 1. SR für alle sichtbar an, daß auch er glaubt, es wäre viermal. Damit gibt er ihm folgende Information: Sag mal, siehst Du das Viermal nicht. Oftmals kommen jetzt auch Bemerkungen von Spielern und Trainer, die so oder ähnlich lauten: Viermal, sogar dein zweiter SR zeigt an, daß es viermal ist. Dies hilft niemandem und verunsichert einen 1. SR. So kann ich meinen 1. SR trotzdem helfen:

Zeigt Dinge, die nicht in Eueren Aufgabenbereich gehören, und von denen ihr sicher seid, daß sie sich so ergeben haben vor der Brust an, so daß sie nicht sofort für jeden sichtbar sind. Dies setzt natürlich voraus, daß der 1. SR bei kritischen Situationen sofort einen Blick zum 2. SR wirft. Pfeift der 1. SR das viermal nicht, so nehmt die Hand sofort wieder weg, und bestätigt nach dem Spielzug die Entscheidung des 1. SR. Er hat einen anderen Blickwinkel und hat diesen Ball anders gesehen. Falls sich nach dem Spielzug ein Spieler beschwert, es war doch klar viermal, gebt keine Bemerkungen ab, die so lauten könnten:

„Dies ist die Aufgabe des 1. SR. Mich geht dies nichts an.“

Zeigt Euch solidarisch und reagiert am besten gar nicht. So zeigt sich ein Schiedsgericht als Einheit. Dies machen die Mannschaften übrigens in der Regel auch.

Situation 5

Ein Angreifer schlägt einen Ball klar ins Aus. Der 1. SR pfeift und zeigt sofort auf die Blockseite, um zu zeigen, daß diese Mannschaft den nächsten Aufschlag ausführen darf. Gleichzeitig pfeift der 2. SR Netz vom Block und zeigt auf die andere Seite. „SR der Block war doch Netz“, könnten jetzt von allen Seiten die Kommentare lauten.

Eine Situation, die man ebenfalls vermeiden sollte, da auch hier einfach unnötige Diskussionen entstehen.

Der 1. soll hier vor seinem Pfiff zum 2. sehen und erst danach entscheiden, was zu tun ist. Jetzt zeigt der 1. dem 2 SR an, daß er ihn beachtet und ihn nicht einfach „ignoriert“.

Der 2. wiederum pfeift und zeigt den Fehler an. Er zeigt danach nicht sofort auf die Seite, welche den nächsten Aufschlag ausführt. Erst nachdem der 1. SR auf die Mannschaft zeigt, die den nächsten Aufschlag ausführt, zeigt der 2. SR auch auf die Seite. Der 1. wiederholt dabei nicht das (Fehler)Zeichen des 2. SR.

Der 1. SR pfeift nicht noch einmal! Dies ist unnötig und bringt eventuell nur Verwirrungen.

Situation 6

Eine Mannschaft führt einen Spielerwechsel durch. Der eine Spieler geht aus dem Feld, der andere läuft einfach in das Feld. Anschreiber nimmt Kontakt zum 2. auf und will eigentlich genau wissen, wer ausgewechselt wurde. Der 2. geht zum Trainer, der etwas genervt die Trikotnummern noch einmal wiederholt. Bei einem guten Schiedsgericht passiert dies nicht. Der Spielerwechsel darf erst dann durchgeführt werden, wenn der Anschreiber mit einem Handzeichen zu verstehen gibt, daß er es vernommen hat, wer für wen ausgewechselt werden soll. Nachdem der Anschreiber die restlichen Formalitäten erledigt hat, gibt er dem 2. SR das Zeichen, daß er alles eingetragen hat. Danach gibt der 2. SR dem 1. SR ein Zeichen (beide Arme nach oben gestreckt), daß der Vorgang abgeschlossen ist und das Spiel wieder aufgenommen werden kann. Dies klingt sehr formell, aber leider zeigen die Erfahrungen aus den letzten Jahren, daß immer wieder falsche Trikotnummern eingetragen werden. Dies kann im Extremfall zum Spielverlust für eine Mannschaft führen, da der Anschreiber in hekischen Situationen eine falsche Trikotnummer einträgt, die nicht mit den eingetragenen Nummern in der Spielerliste übereinstimmt.

Situation 7

Angreifer schlägt Ball neben die Seitenlinie und zweiter SR zeigt sofort aus. Immer wieder erlebt man diese Situation. Hier signalisiert der 2. SR, daß er seine eigentlichen Aufgaben nicht wahrnimmt. Er kann diesen Ball garnicht sehen, ohne sicher zu sein, daß ein Spieler das Netz nicht berührt hat. Dieser Ball gehört in denAufgabenbereich des Linienrichters oder zum Aufgabenbereich des 1. SR. Falls weder der Linienrichter noch der 1. SR den Ball sehen kann, so ist auf Doppelfehler zu entscheiden.

Nur wenn der 2. SR hier mit den Augen am Netz bleibt, kann er mit gutem Gewissen jegliche Bemerkung vom Angreifer, daß der Block im Netz war, ignorieren.

Und er signalisiert dem 1. SR, daß man sich auf ihn verlassen kann, und der 1. SR seine Aufgaben konzentriert wahrnehmen kann.

Schlussbemerkung

Nicht immer kann es uns gelingen, Spiele so zu leiten, daß alle zufrieden sind. Allerdings können wir viel dafür tun. Oftmals vergessen wir, daß die Mannschaften ein Recht auf ein ordentliches Schiedsgericht haben, so wie wir als Spieler auch auf ein ordentliches Schiedsgericht hoffen. So wie sich die Mannschaften auf ein Spiel vorbereiten, sollten wir uns auch auf das Schiedsgericht vorbereiten. Dazu gehört das Gespräch mit dem anderen Schiedsrichter, mit dem Anschreiber und mit den Linienrichter. Nur wenn vor dem Spiel klar ist, wer für was verantwortlich ist, und wie man dem anderen helfen kann, ohne ihn bloßzustellen, nur dann ist es einfach, ein Spiel sicher zu leiten.

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