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01.12.2025 / Autor: cb, SCC Berlin e.V.
In den vergangenen beiden Bundesliga-Spielzeiten machten immer wieder auch die neuen Teams durch starke Leistungen positiv von sich reden. Zunächst zogen der VC Bitterfeld-Wolfen und die Baden Volleys SSC Karlsruhe in die Playoffs ein; in der letzten Saison gelang dies der FT 1844 Freiburg. In der aktuellen Hauptrunde legten die Barock Volleys MTV Ludwigsburg einen erstaunlichen Start hin. Am Mittwoch (3. Dez um 19.30 Uhr) sind die Schwaben zu Gast bei den BR Volleys in der Max-Schmeling-Halle (www.br-volleys.de/tickets).
Ein Club auf dem Vormarsch: die Barock Volleys aus Ludwigsburg. (Foto: Jasmina Frauendorf)
Playoffs? Michael Dornheim reagiert leicht ungehalten auf das Thema. "Wir haben ein klares Saisonziel, das heißt Nichtabstieg. Etwas anderes auszurufen, ist totaler Quatsch", antwortet der Sportdirektor des Bundesliga-Aufsteigers, "wir versuchen einfach, jedes Spiel so gut wie möglich zu spielen und hoffen, dass alle gesund bleiben. Alles andere ist für uns schön und nett, mehr nicht." Der 57-Jährige verweist darauf, welch ein Riesensprung es ist von der Zweiten in die Erste Liga - sowohl von der sportlichen Qualität her als auch vom Budget der Ludwigsburger, das laut seiner Aussage zu den kleinsten der 14 Bundesligisten zählt. Insofern sei der Start "überraschend", mit Siegen in Freiburg und Herrsching sowie daheim gegen Dachau und Mitteldeutschland, jüngst auch gegen die Netzhoppers. Fünf Siege in acht Spielen: "Wir freuen uns über diese Situation", sagt Dornheim, "es ist angenehmer, mit einem solchen Punktepolster zu spielen als von Anfang an unter extremen Druck zu geraten."
Der Manager weiß, wovon er spricht. Vor gut einem Jahr dümpelte er, damals noch als Cheftrainer, mit seiner Mannschaft auf einem Abstiegsplatz der Zweiten Liga. "Damals wurden wir schon abgeschrieben, jetzt sind wir ein Wunder", weist er solche Einordnungen zurück, "das sind alles Momentaufnahmen. Entscheidend ist, wo man am Ende der Saison steht." Mit einem beeindruckenden Zwischenspurt und elf Siegen in Folge kletterten die Barock Volleys vergangene Saison auf Rang drei, den erhofften Aufstiegsplatz. Und machen jetzt in der Bundesliga Furore. Diese Erfolgsgeschichte klingt noch etwas verrückter, wenn man nur ein bisschen tiefer in die jüngere Geschichte des Klubs einsteigt. Denn vor drei Jahren trat das Team noch in der Dritten Liga an, stieg in die Zweite auf und sportlich gleich wieder ab. Nur mittels einer Wildcard der Volleyball Bundesliga wurde der Neustart möglich. Mit glücklichem Ausgang.
Und Michael Dornheim in exponierter Rolle. Aus dem Aufstiegstrainer wurde mittlerweile der Sportdirektor. Nicht von ungefähr - schließlich war er einst selbst ein sehr erfolgreicher Spieler, Deutscher Meister (1988) und Pokalsieger mit dem Hamburger SV (1989), außerdem Cupgewinner mit dem TSV Milbertshofen (1990). Er trug fast 200 Mal das Trikot der Nationalmannschaft und war 1993 Deutschlands "Volleyballer des Jahres". Vom Sport versteht er also viel. Genauso allerdings von der Organisation, denn nach der aktiven Karriere zog sich Dornheim völlig aus dem Volleyball zurück und wurde erfolgreicher Manager bei Mercedes-Benz. Rund zwanzig Jahre lang, sagt er, habe er sich nicht mehr recht für den Sport begeistern können. Bis seine Kinder mit dem Volleyball begannen und er 2017 doch zurückkehrte, seine Trainer-A-Lizenz machte. Sohn Jonah gehört nun auch zum Bundesliga-Kader.
BR Volleys Geschäftsführer Kaweh Niroomand lobt die Entwicklung in Ludwigsburg - und Michael Dornheim: "Ich kenne ihn noch als Spieler, der früher gegen meine Mannschaften gespielt hat. Er ist Gott sei Dank eine der Figuren, die ihre Sportart nicht vergessen haben. Die Barock Volleys sind ein sehr interessantes Projekt. Man muss jetzt sehen, ob das weiterwachsen kann. Wenn es in die Richtung gehen könnte wie in Giesen oder Lüneburg, wäre das super." Man merke in jedem Fall, dass da Leute unterwegs seien, die ihr Handwerk verstehen. Sowohl von der Management- als auch von der Volleyball-Seite.
Was sich an der Zusammenstellung der Mannschaft erkennen lässt. Insgesamt zehn Spieler haben den Sprung aus der Zweiten in die Bundesliga mitgemacht. Auf vier Positionen holte Dornheim Verstärkungen. "Das wird nicht immer gelingen, aber alle vier haben gut eingeschlagen", freut sich der Sportdirektor, "die Verpflichtungen plus die Spieler, die wir bereits hatten, sind schnell eine gute Einheit und ein gutes Team geworden. Ehrlich gesagt, ist das die einzige Erklärung, die es gibt für unseren guten Saisonstart." So bringen beispielsweise Zuspieler Tomi Saarinen (FIN) und Diagonalangreifer Nyherowo Omene (USA) zusätzliche Qualität in den Kader.
Insgesamt soll das Team seinen starken regionalen Bezug behalten. Momentan stehen vier Jugendspieler aus der eigenen Nachwuchsarbeit im Aufgebot, in Summe acht Spieler aus Baden-Württemberg. "Wir wollen regional verankert sein, aber uns auch auf der einen oder anderen Position gut verstärken. Damit wir eine schlagkräftige Truppe haben", sagt Dornheim. Nach dem gelungenen Auftakt sind alle gespannt, wie es weitergeht. "Ich mache das nicht nur, um irgendwas zu machen. Der Reiz liegt in der Herausforderung. Ziel ist es, einen Bundesligisten im Raum Stuttgart zu etablieren", stellt der Manager klar. Das wird mit einem Mini-Etat schwierig. Der Klub erhält Unterstützung von der Stadt, hat einige regionale und sogar zwei überregionale Sponsoren. Im Einzugsbereich sind viele große Unternehmen tätig, die Region ist strukturell eine der stärksten in Deutschland. "Jetzt hängt es auch davon ab, wie wir uns sportlich entwickeln", weiß der Sportdirektor, "mal sehen, wie wir im Januar dastehen. Ich bin ein Freund der kleinen Schritte. Vielleicht sind die Sponsoren dann auch bereit, sich mitzuentwickeln. Wenn sie einen positiven Trend sehen."
Was die Stimmung im Verein angeht, ist von Pessimismus jedenfalls nichts zu spüren. Auf ihrer Homepage begrüßen die Barock Volleys ihre Gäste fröhlich mit: "Im Hofstaate, da wird frohlockt: Jetzt wird in Liga 1 gerockt." Der neue Cheftrainer Hasse Mattila versprach schon bei seinem Amtsantritt: "Ich will zusammen mit motivierten Spielern die erste Saison in der Ersten Bundesliga unvergesslich machen." Bisher ist der Aufsteiger seinem Anspruch durchaus gerecht geworden.
Tickets für das Duell Berlin vs. Ludwigsburg: www.br-volleys.de/tickets