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Bundesligen: Ladies in Black Aachen holen 1 Punkt in unfassbarem Match

21.01.2018 / Autor: Ladies Black Aachen // André Schnitker

Zunächst die nüchternen Zahlen: nach 124 Minuten reiner Spielzeit (!) gewinnt der amtierende Deutsche Meister SSC Palmberg Schwerin bei den Ladies in Black Aachen vor 1.005 Zuschauern mit 3:2 nach Sätzen (15:25, 25:15, 25:22, 18:25, 23:25) – ja…, Sie lesen richtig, der Tie-Break ging aus wie ein normaler Satz!

Foto: Ladies Black Aachen // Luz Müller

Und jetzt das Emotionale und der schwierige Versuch, ein solches nicht zu beschreibendes Match doch irgendwie zu beschreiben. Eines vorweg: es war eines der Spiele, über die man wahrscheinlich noch in 10 Jahren reden wird. Und irgendwie ist es für jeden Volleyball-Fan schade, der sich dieses Match hat entgehen lassen.

Zum Spielverlauf: Als Erklärung für den – nennen wir ihn mal ‚verschlafenen‘ – ersten Satz könnte sicherlich der Spielverlauf am vergangenen Mittwoch (unglückliches 1:3 gegen Stuttgart) herhalten. Irgendwie gelang sehr wenig der scheinbar verunsicherten Heimmannschaft, während bei Schwerin alle Mechanismen annähernd fehlerfrei und perfekt aussahen und der Punktestandverlauf von 2:8, 6:16 und 9:21 spricht für sich. Die logische Folge: ein klares und auch in dieser Deutlichkeit verdientes 25:15 für die Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern.

Nach dem Seitenwechsel dann genau umgedrehte Situation: 8:5, 16:9 und 21:12 – Aachens Spielerinnen schlugen gut auf, der starke Block pflückte ein ums andere Mal die Schweriner Angriffsversuche und ihrerseits fanden die Schmetterbälle der Ladies aus Aachen häufig das Schweriner Feld. Mitten im Satz holte sich Deutschlands Volleyballerin des Jahres – Schwerins Louisa Lippmann - die rote Karte wegen „ungebührlichen Verhaltens“. Mit genau dem gleichen Satzergebnis wie zuvor (25:15) war jedenfalls der Satzausgleich damit schon einmal geschafft.

Und dies war sicherlich für den restlichen Spielverlauf ein „Türöffner“, den fortan glaubte das Team von Saskia van Hintum wieder an sich. Der dritte Durchgang und sein Verlauf haben es verdient, etwas ausführlicher beschrieben zu werden. Zunächst begann es wie im ersten Satz: Schwerin geht 8:1 in Führung! Doch wer da schon diesen Durchgang abgehakt sah, der kennt den Charakter der diesjährigen LiBs aus Aachen nicht gut genug – die Ärmel wurden hochgekrempelt und das enthusiastische Aachener Publikum war bereit, alles für einen besonderen Abend zu investieren. Die Mannschaft saugte die laute Atmosphäre auf wie ein Schwamm und das Publikum freute sich vehement - aber immer fair - über jedes auch noch so kleine Erfolgserlebnis. Bei spektakulären Punkten verstand man sein eigenes Wort nicht mehr - die Folge war, dass Aachen sich Punkt für Punkt wieder herankämpfte. Bei der zweiten technischen Auszeit rieben sich die mitgereisten Gäste-Fans die Augen: Aachen führte hier schon 16:14! Zwar gelang es dem Team von Bundestrainer Felix Koslowski wieder in Führung zu gehen (20:21), doch bei 22:22 ging Britt Bongaerts an den Aufschlag und wenige Augenblicke später führt das LiB-Team (25:22) gegen den amtierenden Deutschen Meister mit 2:1.

Nun wusste eigentlich jeder in der Halle, dass ‚hier und heute‘ etwas Besonderes passiert. Im vierten Satz wechselte Koslowski in seinem 13-er-Kader auf zwei Positionen (Zuspiel und Außenangriff), während Aachens derzeitige Stamm-Sieben (Bongaerts im Zuspiel – auf der Mitte Stoeten und Polder, im Angriff Adams und Oude Luttikhuis, als Libera Knipp und auf Diagonal Sunjic,) immer weiter agieren musste. Logisch, dass dann auch mal die Kräfte schwinden und deshalb vielleicht diese Qualität der Bank beim SSC den Ausschlag für den vierten Satz und seinen Verlauf (5:8, 9:16, 14:21) gab. Am Ende standen dann ein 18:25 und das 2:2 nach Sätzen auf der Anzeigetafel.

Zu erwähnen im vierten Satz noch die rote Karte gegen Schwerin – diesmal gegen ihren Trainer. Der Tie-Break musste also nun die Entscheidung über zwei Punkte oder einen Punkt für die Tabelle bringen. Und jener Tie-Break – normalerweise bei 15 beendet – wird sicher in die Geschichte der Aachener Volleyball-Historie gehen. 1:5 und 3:10, dieser Rückstand gegen ein Team wie Schwerin ist normalerweise das schnelle und sichere Ende ohne Chance auf eigenen Sieg. Doch, wie schon im dritten Satz kommt auch diesmal das Team um die Aachener Mannschaftskapitänin - und spätere MvP - McKenzie Adams zurück ins Match (Ausgleich bei 13:13), kämpft und rackert, gleicht ein ums andere Mal bei sechs Matchbällen aus, hat selber zwei Matchbälle - es war an Spannung nicht zu überbieten. Schließlich kommt dann Denise Hanke zum Aufschlag und beendet dieses epische Match mit einem beeindruckenden Sprungaufschlag. Jeder in der Halle, wirklich jeder, hätte hinterher unterschrieben, dass dieses Spiel nur Gewinner hätte verdient gehabt. Beide Trainer überschlugen sich im Talk nach der Partie mit berechtigtem Stolz für das eigene Team und Lob für die gegnerische Mannschaft, Schwerins MvP übrigens die starke Ungarin Greta Szakmary.

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