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Bundestrainer Jan Lindenmair im Interview

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DVV-Junioren: Bundestrainer Jan Lindenmair im Interview

28.08.2016 • DVV-Junioren Autor: DVV / Sandra Arm 5485 Ansichten

Ab heute gilt es für die DVV-Juniorinnen: Bei der U19-Europameisterschaft in Ungarn (Györ) und der Slowakei (Nitra) wartet gleich zum Start am Samstag (18 Uhr) eine besondere Partie auf die Mannschaft von Trainer Jan Lindenmair. Im Auftaktspiel trifft die deutschen Auswahl auf den Gastgeber Ungarn.

Nach der Partie gegen Ungarn warten in der zweiten Vorrundengruppe harte Brocken mit Russland (28. August/15.30 Uhr), Serbien (29. August/15.30 Uhr), Italien (31. August/20.30 Uhr) sowie Weißrussland (1. September/20.30 Uhr). Alle Spiele werden live bei www.laola1.tv zu sehen sein. Die ersten beiden Mannschaften jeder Gruppe qualifizieren sich für das Halbfinale, das am 3. September (17.30/20 Uhr) in Nitra ausgespielt wird. Zudem beginnt die Platzierungsrunde für die Positionen 5 bis 8, die am 3. und 4. September abgeschlossen wird. Das Spiel um Platz drei (15.30 Uhr) und das Finale (18 Uhr) finden am 4. September in Nitra statt.



Herr Lindenmair, nach dem viertägigen Lehrgang in Lindow (Mark) reiste die Mannschaft am Donnerstag von Berlin über Wien nach Györ. Wie sind die ersten Eindrücke?
Ich kannte Györ zuvor noch nicht. Es ist eine wunderschöne Stadt. Von den Bedingungen ist alles hervorragend. Am Donnerstag haben wir das erste Mal die Halle, in der wir spielen, gesehen. Sie macht auf uns einen sehr guten Eindruck. Das Hotel, das Essen - es ist alles super. Bisher können wir uns über nichts beschweren.

Dennoch mussten Sie am Anreisetag etwas improvisieren. Die Wettkampfhalle stand noch nicht zur Verfügung. Stattdessen ging es in den Kraftraum. Sicherlich nicht die schlechteste Alternative, oder?
Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass wir am Nachmittag die Halle zum Training zur Verfügung gehabt hätten. Das betraf aber nicht nur uns. Auch die anderen Teams konnten die Halle nicht nutzen. Sie wurde offiziell abgenommen. Stattdessen haben wir Krafttraining gemacht. Es ist natürlich immer schwierig, wenn frühmorgens der Flieger geht, dann kann man nicht nochmal zu Hause trainieren. Aber wir haben das sicher gut hinbekommen. Die Alternative hieß Zirkeltraining, das die Wettkampfbelastung ein bisschen simuliert, um damit eher am Volleyball-Rhythmus zu bleiben.

Mit welchem Ziel startet das deutsche Team ins Turnier?
Wer zu einer EM fährt, fährt dorthin, weil er gewinnen will. Das ist auch bei uns sicher das große Ziel. Wir wissen, dass es eine Vielzahl an sehr guten Teams gibt. Das haben wir schon in der Qualifikation gesehen. Wir sind bei Weitem nicht der Favorit. Ich glaube trotzdem, dass meine Spielerinnen so gut sind, wenn sie ihre Leistung selbst bringen, wir in der Lage sind, jede Mannschaft zu schlagen. Und wenn uns das gelingt, dann könnte es am Ende sehr weit reichen.

Einige Spielerinnen geben sich selbstbewusst und den Titel als Ziel aus. Woher nimmt die Mannschaft die entsprechende Zuversicht?
Ich glaube, dass ist durch die Motivation für jeden Sportler sich jeden Tag im Training zu quälen. Gerade in diesem Altersbereich, wo wir uns bewegen, ist es fast schon doppelt schwierig. Fast alle Spielerinnen gehen noch zur Schule. Im Prinzip müssen sie Schulzeit, Training, Physiotherapie und Regeneration unter einen Hut bekommen. Zudem spielen alle nebenher in der 1. Bundesliga, sollen sich dann in den Sommerferien vier Wochen auf die EM vorbereiten. Wer sich da kein hohes Ziel setzt, der wird auch nicht die Motivation haben, das durchzustehen.
Daher finde ich dieses Selbstbewusstsein eigentlich sehr gut. Unabhängig davon belegte die Mannschaft im vergangenen Jahr bei der U18-WM den sechsten Platz. Davon lagen drei Teams, die nicht aus Europa kamen, vor ihnen. Dementsprechend kann man sich das Ziel schon setzen, dass man vorn mit dabei ist. Also wieso auch nicht Europameister werden.

Schürt das ehrgeizige Ziel nicht auch einen gewissen Druck. Wie geht das Team damit um?
Das ist immer so eine Sache. Natürlich braucht es dafür besonders viel Erfahrung. Diese hat eigentlich eine junge Mannschaft in dem Alter im Normalfall nicht. Trotzdem finde ich es gut, wenn die Mädchen sich das Ziel selbst setzen, wenn sie daran glauben. Wir wissen auch, dass im Leistungssport die mentale Stärke mittlerweile ein sehr wichtiger Punkt ist, um erfolgreich zu sein. Dementsprechend bin ich froh, dass sie da so rangehen und so arbeiten, wie sie auch ihre Einstellung haben. Ich glaube trotzdem, auch wenn sie sehr selbstbewusst wirken, dass sie sehr realistisch sind und wissen, dass es ein unfassbar schwieriges Turnier werden wird.

Gibt es ein spezielles Motto Ihrer Mannschaft für die EM?
Wir haben noch kein spezielles Motto. Wir werden sicher am Wettkampftag noch mal darüber sprechen. Ansonsten begleitet uns schon länger das Schlagwort "Hummeln". Das hat eine Vorgeschichte, die aus der ersten Qualifikationsrunde in Italien herrührt. Ich gehe davon aus, dass wir das Wort weiterhin benutzen werden.

Die direkte Qualifikation für die EM wurde durch die Niederlage gegen Italien (1:3) knapp verpasst. Inwieweit kann es vielleicht sogar ein Vorteil sein, eine zweite Qualifikationsrunde gespielt zu haben?
Es war nicht unbedingt unser Wunsch eine zweite Qualifikationsrunde zu spielen. Wir haben in Italien gegen Italien, den amtierenden Weltmeister des Jahrgangs, verloren. Dementsprechend haben wir auch nicht gesagt, dass es für ein Weltuntergang war. Im Nachhinein kam man vielleicht sagen, dass es gar nicht so schlecht war. Wir hatten dadurch deutlich mehr Trainingsprogramm über den Sommer und die Mannschaft länger zusammen gehabt.
Und wenn ich die Mannschaft einen Tag vor dem ersten Gruppenspiel gegen Ungarn sehe, dann sind Wörter wie "Lagerkoller", nicht im entferntesten an unserem Team dran. Sodass wir da sicherlich Vorteile daraus gezogen haben, dass wir sehr viel Trainingszeit miteinander hatten. Rechnet man mal die Tage zusammen, die wir seit Jahresbeginn gemeinsam verbracht haben, dann sind das fast zehn Wochen. Das ist doch schon eine lange Zeit. Wenn man das Ganze noch mit der Schule verknüpft, dann ist das nicht ganz ohne. Dafür ist die Stimmung im Team fantastisch.

Nun warten in der Vorrundengruppe harte Brocken unter anderem mit Italien (U18-Weltmeister), Russland (U18-Europameister) und Serbien (Vize-Europameister U18). Das Wort "Hammergruppe" ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen?
Das ist es sicherlich nicht. Auch Weißrussland gehört mit in die Topgruppe. So musste Serbien wie wir den Umweg über die zweite Qualifikationsrunde gehen, weil sie gegen Weißrussland verloren hatten. Diese Mannschaft ist ebenfalls in der Lage, jeden zu schlagen. Der Gastgeber Ungarn ist noch eine Wundertüte, die keiner so richtig kennt.

Sie auch nicht?
Wir haben gewisses Material. Die Gruppe hat schon einmal gegen Ungarn gespielt. Allerdings war das vor über vier Jahren. Es ist keine Mannschaft, die bisher international groß in Erscheinung getreten ist. Sie sind als Ausrichter dabei, sie werden dementsprechend viel investiert haben und extrem motiviert sein zu Hause zu spielen. Also auch dieses Spiel wird bei Weitem kein leichtes.

Ein guter Start bringt sicherlich die nötige Sicherheit. Ist Ungarn zum Auftakt ein dankbarer Gegner?
Geht man nur von der Papierform, dann ist Ungarn sicher die schwächste Mannschaft, die vor Ort ist. Von daher ist es für uns so der beste Weg in ein Turnier zu starten, um erstmal anzukommen und dabei zu sein.

Wie wichtig ist so ein solches Turnier für die Entwicklung der Spielerinnen?
Immens wichtig. Jeder Wettkampf auf hohem Niveau bringt dich einen Schritt weiter. Auf der anderen Seite gibt es immer den Weg für Spieler ohne diese Wettkämpfe in die nationale oder internationale Spitze vorzudringen. Ich glaube, jeder der ein Turnier erlebt hat, es mitgemacht hat, der wird sicher von der Erfahrung profitieren können.
Der deutsche EM-Kader: Pia Kästner, Sophie Dreblow, Sindy Lenz (SC Potsdam/VCO Berlin), Vanessa Agbortabi (Volley Team Berlin/VCO Berlin), , Merle Weidt (VC Offenburg/VCO Berlin), Gina Köppen, Luise Klein, Sabrina Krause (Schweriner SC/VCO Schwerin), Elisa Lohmann (VC Parchim/VCO Schwerin), Camilla Weitzel (Dresdner SC/VCO Dresden), Hanna Orthmann (SC Union Lüdinghausen/USC Münster), Pia Leweling (GW Paderborn/USC Münster)

Bundestrainer Jan Lindenmair
Co-Trainer Benedikt Frank
Co-Trainer Bart Jan van der Mark
Physiotherapeutin Katrin Lagg
Scout Andreas Renneberg
Journalist Sandra Arm

(Sandra Arm)

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