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Ludwig/Walkenhorst greifen nach GOLD

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Olympia: Ludwig/Walkenhorst greifen nach GOLD

17.08.2016 • Olympia Autor: DVV 6301 Ansichten

Laura Ludwig /Kira Walkenhorst haben als erstes europäisches Frauen-Duo eine olympische Medaille sicher und greifen an der Copacabana nach der olympischen Goldmedaille.

Das DVV-Duo siegte im Halbfinale 2:0 (21-18, 21-12) gegen die an eins gesetzten Larissa/Talita (BRA) und treffen am 18. August (5.00 Uhr deutsche Zeit, live im ZDF und im ARD-Livestream) im Finale auf den Sieger des zweiten Halbfinals zwischen Kerri Walsh Jennings/April Ross (USA) und Agatha/Barbara (BRA). Die Medaille von Ludwig/Walkenhorst ist die dritte DVV-Medaille im Beach-Volleyball nach Bronze 2000 (Jörg Ahmann/Axel Hager) und Gold 2012 (Julius Brink /Jonas Reckermann ).

Brasilien musste in das Finale, das DVV-Duo konnte. Dementsprechend nervös begannen beide Teams und keines konnte sich entscheidend absetzen. Als die Brasilianerinnen auf drei Punkte davon zogen (11-14) schien das Spiel in eine Richtung zu kippen. Doch das deutsche Team blieb fokussiert, hatte drei Zähler später den Ausgleich hergestellt und zog kurz vor Schluss entscheidend auf drei Punkte davon. Dabei half das entworfene Spielkonzept, denn nahezu jeder Aufschlag wurde auf Talita platziert. Am Ende hatte die brasilianische Blockspielerin eine Angriffsquote von lediglich 37% und machte auch am Ende des ersten Satzes die entscheidenden Fehler bzw. wurde vom deutschen Duo kontrolliert. Im zweiten Satz gab es kein Halten mehr, Ludwig/Walkenhorst waren nahezu an jedem Angriff der Brasilianerinnen dran, die Aufschläge zeigten deutliche Wirkung. Während die Brasilianerinnen sich ihrem Schicksal ergaben und nichts mehr entgegen zu setzen hatten, zelebrierten die zweifachen Europameisterinnen den zweiten Satz. Die dritte deutsche Olympia-Medaille im Beach-Volleyball ist sicher, es ist die erste für ein DVV-Frauenteam.


1. Satz: Breaks am Ende des Satzes
Talita bekam gleich die ersten zwei Bälle, Deutschland machte die ersten zwei Punkte. Darunter ein erster Block von Walkenhorst (2-0). Die Brasilianerinnen verkürzten nach einem direkten Aufschlag-Winner von Talita, die Führung blieb aber bisher in deutscher Hand, weil Ludwig aus der Annahme sicher ihre Angriffe unterbrachte (5-4). Nach einem zweiten Annahmefehler von Walkenhorst übernahmen die Brasilianerinnen erstmals die Führung. Gut, dass sie im Anschluss gleich den Ausgleich wieder herstellte (7-7). Talita zeigte sich aber stabil und versenkte ihre Angriffe sicher. Als Larissa den Shot von Walkenhorst erahnte und den Punktball anschließend versenkte, war der Rückstand erstmals auf zwei Zähler angewachsen (8-10). Ein Ass von Walkenhorst sorgte für den abermaligen Ausgleich, die anschließende Punktchance ließ das DVV-Duo aber liegen (10-11). Ein Netzkanten-Aufschlag von Larissa sowie ein erster Angriffsfehler von Ludwig führten zum 11-14, Ludwig/Walkenhorst nahmen sofort eine Auszeit. Wichtig: Walkenhorst packte zum zweiten Mal über der Netzkante zu, direkt im Anschluss punktete sie nochmals am Netz zum Ausgleich (14-14). Dann wieder die Führung, weil Talita bei ihrem Angriff ins Netz fasste, anschließend ließ es Ludwig aus der Abwehr krachen (18-16). Zwei Punkte später hatten Ludwig/Walkenhorst Satzbälle, weil die Block-Abwehr perfekt agierte (20-17). Den ersten wehrten die Brasilianerinnen ab, dann versiebte Larissa ihren Aufschlag.

2. Satz: Wie im Rausch
Perfekter Start in den zweiten Satz: Erst ein Ass von Walkenhorst, dann brillierte Ludwig dreimal spektakulär in der Abwehr und versenkte die Punktchancen gnadenlos (6-2). Als Walkenhorst ihr Gegenüber Talita blockte, merkten die Zuschauer - die bis dahin sehr ruhig und fair waren - dass sie etwas tun mussten und feuerten mit "Brasil, Brasil" ihr Team an. Die Brasilianerinnen zogen nochmals an, aber Walkenhorst ließ sie mit ihrem vierten Block verstummen (11-6). Das DVV-Duo agierte bärenstark aus der Annahme und war auch in der Abwehr an nahezu jedem Ball dran. Walkenhorst profitierte von einem Larissa-Zuspielfehler und erhöhte auf 15-8. Die zweifachen Europameisterinnen ließen sich das nicht mehr aus der Hand nehmen, jeder weitere Punkte wurde zelebriert, das Publikum verstummte. Walkenhorst holte mit einem Netzkanten-Ass Matchbälle en masse, den zweiten verwandelte die Blockspielerin per Shot und sank danach in den Sand. Danach gab es kein Halten mehr, beide rannten zu ihrem Betreuerstab und zu ihren Fans, ließen sich herzen und feiern. Ludwig hatte Tränen in den Augen.



Stimmen zum Spiel

Laura Ludwig : "Das ist unglaublich und immer noch unwirklich. Wir kommen aus dem Grinsen nicht mehr raus, wir haben nach dem Spiel nur geschrien. Das war super, wie alle abgegangen sind, unsere Fans waren lauter als die Brasilianer. Wir hatten vorher über die Stimmung der Brasilianer gesprochen und uns ein paar Tools erarbeitet, dass wir uns nicht aus dem Spiel bringen lassen. Wir waren am Anfang nervös, hatten aber als Team Geduld. Wir wussten, dass wir auch immer Rückstände gegen die Beiden aufholen können, weil wir gegen Talita gute Aufschläge und Block-Abwehr spielen. Deswegen sind wir auch ruhig geblieben. Der erste Satz war ganz wichtig, dadurch haben wir alle erst einmal ruhig gestellt, im zweiten Satz haben wir daran angeknüpft, die letzten Punkte im ersten Satz haben uns Auftrieb gegeben und uns locker gemacht. Man merkt, dass man sie im Griff hat, aber sie haben auch die Möglichkeiten, immer wieder zurück zu kommen. Deshalb hatte ich auch erst beim 20-11 ein fettes Grinsen im Gesicht. Das war eine geile Teamleistung. Die können auch spielen und da muss man erst einmal gegenhalten. Ich werde morgen lange ausschlafen und sicherlich auch am Nachmittag nochmals schlafen. Um runterzukommen höre ich Anetts (Psychologin Szegeti, Anm. d. Red.) Stimme, das ist progressive Muskelrelaxation. Ihre Stimme beruhigt mich! Ich glaube, dass die USA ins Finale kommen, aber Agatha/Barbara sind auch sehr gut. Sie haben viele Dreisatzspiele untereinander gehabt, die Brasilianerinnen haben zudem den Heimvorteil. Ich freue mich, jetzt das knappe Kleidchen anziehen zu können. Das darf man nur auf dem Podium machen."

Kira Walkenhorst : "Wir sind sehr nervös in das Spiel gegangen, der Druck war hoch. Mitte des Satzes waren wir dann im Spiel drin, haben die nächsten Ballwechsel vorbereitet und waren fokussiert. Wir haben uns Tipps gegeben. Beim 11-14 haben wir uns in der Auszeit gesagt, dass wir uns lauter und besser präsentieren wollen. Wir hatten uns bis dahin, etwas erdrücken lassen von der ganzen Atmosphäre. Das haben wir geschafft und das wäre uns vor zwei Jahren sicherlich noch nicht gelungen. Umso mehr freue ich mich, dass wir das so gelöst haben. Erst beim 20-11 im zweiten haben wir beide realisiert, dass nichts mehr passieren kann. Mir kamen mal kurz die Tränen nach dem Spiel, aber dass wir jetzt eine Medaille sicher haben, habe ich eigentlich noch nicht so richtig realisiert. Das breite Grinsen kommt aber sicherlich gleich zurück, wenn wir etwas Ruhe haben. Wir haben gut aufgeschlagen und stark in der Block-Feldabwehr gespielt, aber ich war so fokussiert, dass ich nicht mehr viel von dem Spiel weiß. Unser Ziel war, dass wir Talita mit unserem Aufschlag bearbeiten und Larissa aus dem Spiel raus halten. Natürlich wollen wir morgen gewinnen, wir werden alles geben und unser Spiel machen. Aber es sind beides sehr starke Teams. Wir werden bis zum Finale nichts anderes machen als bisher. D.h. unser Team kurz drücken, eine Nachbesprechung machen und uns ausbehandeln lassen. Das Halbfinale werden wir wohl im Fernsehen sehen, dann schafen wir aus und machen Aktivierung. Wie aber genau aussieht, weiß ich nicht. Ich spiele nicht so oft ein olympisches Finale. Heute gibt es noch kein Getränk. Jetzt haben wir lange genug gewartet, dafür gibt es morgen zwei."

Jürgen Wagner: "Es waren zu Beginn vier Frauen auf dem Feld, die extrem unter Dampf standen und nicht befreit aufspielten. Als erstes hat es Laura geschafft, sich freizuspielen, danach Kira. Die anderen beiden überhaupt nicht. Sie haben es nicht geschafft, uns unter Druck zu setzen. Für mich war der Schlüssel, dass die Brasilianerinnen überhaupt nicht mit Freude und Druck spielen konnten, das hat uns ermöglicht, unser Spiel zu finden. Im ersten Satz waren viele Fehler auf beiden Seiten, aber trotzdem haben es die Mädchen geschafft, die Taktik beizubehalten. Die sah natürlich vor, Talita variabel anzuspielen, aber auch, Larissa total zu ignorieren. Wir wollten sie nicht anspielen, aber auch nicht angucken oder anmachen. Und als Talita gewackelt hat, hat sie ihrer Partnerin nicht geholfen und ist selber noch fester geworden. Den zweiten Satz kann man nicht viel besser spielen. Ich erwarte die USA im Finale und nehme lieber Brasilien. Ich gucke mir das Halbfinale im Stadion an, Emotionen und Typen kann man am Video nicht so gut sehen. Ich werde mir die Spiele des Finalgegners von hier ansehen, unsere Spiele hier und unsere Spiele gegen diesen Gegner. Ich hoffe, dass wir morgen mit Freude spielen. Mal aus sich rausgehen und ein Lächeln zwischendurch, das haben sie noch richtig transportiert bekommen heute. Die zweite olympische Medaille ist geil, aber wir haben morgen noch ein wichtiges Spiel. Erst morgen ist Party, wir sind noch nicht am Ziel. Wir versuchen schon zu gewinnen, mit allen Mitteln. Ich freue mich sehr, was die Mädchen umgesetzt haben, dass sie diese vier Jahre Arbeit mit immer mehr Tools so auf den Punkt gebracht haben."

DVV-Vizepräsident Dr. Andreas Künkler: "Ein Riesenschritt für den europäischen Beach-Volleyball der Frauen. Ich erlebe hier täglich hautnah, wie professionell Laura und Kira arbeiten. Wir sind stolz auf die Athletinnen und das ganze Betreuerteam."


Statistik
GER: Aufschlag: 4 Asse, 5 Fehler / Block: 5 / Angriff: 26 von 39 (66,6%)
BRA: Aufschlag: 2 Asse, 4 Fehler / Block: 0 / Angriff: 16 von 43 (37,2%)


Spielfilm
Satz: 3-1, 4-4, 7-7, 10-10, 11-14, 14-14, 18-16, 20-17
Satz: 4-2, 8-4, 11-7, 13-8, 17-10, 20-11

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