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Interview mit Lenka Dürr über ihre Wahlheimat Baku

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European Games: Interview mit Lenka Dürr über ihre Wahlheimat Baku

20.05.2015 • European Games Autor: DVV 5804 Ansichten

Die letzten zwei Spielzeiten war Baku (Igtisadchi und Azeryol) "Wahlheimat" von Nationalspielerin Lenka Dürr . Und so ist es natürlich verständlich, dass Dürr die ideale Gesprächspartnerin ist, um den Austragungsort der ersten European Games (12.-28. Juni) etwas näher vorzustellen.

Lenka, wie ist das Leben in Baku?
Dürr: "In Baku gibt es einige Sehenswürdigkeiten wie die Old City. Das ist ein kleiner alter Stadtteil, der das frühere Baku zeigt. Es ist sehr schön dort mit vielen kleinen Häuschen eng aneinander und man schlendert durch viele kleine Gässchen und kommt an einigen Souvenirshops vorbei, wo alte Schätze aus der UdSSR verkauft werden. Dann ist das Kulturzentrum (Heydar Aliyev Zentrum) sehr interessant, u.a. mit zwei Museen - das Kulturmuseum und eine Ausstellung über die politische Geschichte Aserbaidschans. Außerdem sieht das Gebäude unglaublich interessant aus und ist womöglich das bekannteste in Baku mittlerweile, da es so konstruiert wurde, dass es von oben aus der Luft die Unterschrift des vorherigen Staatspräsidenten Heydar Aliyev darstellt. Die drei Flammentürme sind ebenso ein Hingucker, da sie beleuchtet sind und abends in Flammen auflodern oder ein Fahnenschwinger mit der aserbaidschanischen Flagge oder nur die flatternde aserbaidschanische Flagge zu sehen ist. Von ganz oben hat man einen grandiosen Ausblick über die Stadt. Es befinden sich noch einige schöne Restaurants darin. Es gibt außerdem viele schöne Bazare, die ein Besuch wert sind, um das alltägliche Treiben und Handelsleben ein wenig kennenzulernen."

Wie sind die Menschen in Baku?
Dürr: "Die Menschen in Baku scheinen sehr nett und zuvorkommend und vor allem hilfsbereit zu sein. Denn auch wenn nur sehr wenige etwas English sprechen können, helfen sie doch mit Hand und Fuß und mit allem, was Sie haben. In Baku leben überwiegend Muslime, das bedeutet, dass eigentlich kein Schwein gegessen oder sogar verkauft wird. Nur an einigen Geheimverstecken kann man Schweinefleisch erwerben."

Was muss man in Baku beachten, Stichworte Sicherheit, Verkehr usw.?
Dürr: "Das Leben in Baku ist eigentlich ganz gut. Es ist etwas teurer als Zuhause in Deutschland und für mich auch lauter. Man kann gut essen gehen, und das Stadtzentrum ist sehr schön für Spaziergänge. Eigentlich wird von allem etwas geboten. Ansonsten ist der Verkehr recht wild und scheint wenig geregelt. Es läuft nach dem Motto ,wer zuerst kommt mahlt zuerst‘. Aber irgendwie schaffen sie es, dass es meistens reibungslos verläuft. Zu Stoßzeiten bleibt man gerne mal eine Stunde im Stau stecken, wenn man eine längere Strecke zu bewältigen hat. Ansonsten herrscht normaler Rechtsverkehr. Man braucht keine Angst zu haben, sich nachts heraus zu trauen, denn in Baku ist die Kriminalität sehr gering. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass die Menschen dort auf so etwas aus sind."

Welche Sprache wird in Baku gesprochen, womit wird bezahlt?
Dürr: "Nur wenige können ein wenig oder gutes Englisch. Es wird natürlich aserbaidschanisch gesprochen, was dem Türkischen unheimlich ähnlich ist. Demzufolge wird auch türkisch gesprochen, da auch viele Arbeiter ständig pendeln. Und es gibt noch zu weiten Teilen das Russische. Es werden also drei Sprachen gesprochen, ich kann keine davon…In Aserbaidschan gibt es den Manat, der ungefähr 1:1 mit dem Euro umgerechnet wird."

Welchen Stellenwert hat der Sport und speziell der Volleyballsport in Baku?
Dürr: "Der Sport ist in Baku schon sehr wichtig. Es wird viel investiert für den Sport. Das kann man an den zahlreichen Sportstätten der Stadt sehen und an den TV-Sportkanälen. Baku spielt für den Volleyball eine große Rolle, da weiterhin viele große Sportlerinnen dort in die Klubs gehen und für das jeweilige Baku-Team auch international spielen wie im CEV Cup oder in der Champions League. Baku hat die finanziellen Mittel und auch die entsprechenden Regelungen, viele Ausländer ins Land zu holen. Das macht es für alle internationalen Volleyballspielerinnen sehr interessant."

Welche Bedeutung haben die European Games für das Land, welche für die teilnehmenden Sportler?
Dürr: "Die European Games gibt es diesjährig zum ersten Mal und für Baku ist es eine Riesen-Chance, weiter internationale Brücken nach Aserbaidschan zu bauen. Aserbaidschan möchte für sein Land werben und investiert dafür sehr viel wie die Ausrichtung dieser Spiele. Für alle Sportler wird es ein aufregender Event, da man es durchaus als Generalprobe für die Olympischen Spiele betrachten kann. Ganz Europa trifft sich und tritt in verschiedenen Formen gegeneinander an."

Wie war der Stand der Vorbereitungen, als du Baku nach der Saison verlassen hast?
Dürr: "Ich bin am 14. April nach Deutschland zurück geflogen, und da war Baku in den letzten Zügen der Vorbereitungen. Alle Sportstätten sind neu aufgebaut worden wie z.B. ein Fußballstadion, eine Gymnastikhalle und eine Halle für Ballsportarten etc. Es wurde noch mal in die Hände gespuckt und nun fehlen nur noch Kleinigkeiten bis zur Vollendung und bis zum Einzug der Teams und Sportler in das neu erbaute Athleten-Dorf."

Kennst du die Crystal Hall, die Spielhalle bei den European Games?
Dürr: "Die Crystal Hall kenne ich, aber nur vom Zuschauen. Ich habe letztes Jahr das Final Four der Champions League dort gesehen, und es war wirklich groß. Die Halle sowie das Volleyball-Event. Die Größe ist sehr beeindruckend. Schon vor der Crystal Hall steht eine riesengroße aserbaidschanische Flagge."

Die European Games in Aserbaidschan sind umstritten, Stichwort Menschenrechtslage und Pressefreiheit! Was meinst du dazu?
Dürr: "Zur Menschenrechtslage und Pressefreiheit kann ich nicht viel sagen, da man dies als Sportprofi nicht wirklich mitbekommt, zumal, wenn man die Sprache nicht spricht. Unser Leben besteht aus viel Training und zahlreichen Spielen im In- und Ausland, wir leben in unserem eigenen Mikrokosmos."

Du hast zwei Jahre in Aserbaidschan gespielt, ist schon klar, wie es mit dir nächste Saison weitergeht?
Dürr: "Nein, bei mir ist noch nicht klar, wo ich nächste Saison spielen werde."

Deine Vorfreude auf Baku ist groß, hat dieser Event Zukunft?
Dürr: "Auf alle Fälle wäre es klasse, die European Games mal nach Deutschland zu holen. Wir haben begeisterte Sportfans, die sich ebenso auf ein solches Event freuen würden. Für jeden ist etwas dabei, da viele Sportarten vertreten sind. Den Sport in Deutschland würde es einem weiteren Schub geben, und auch kleineren Sportarten eine Chance auf größere Beachtung."

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